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Nachfrage nach größeren Wohnungen in Großstädten wächst
In Deutschlands Großstädten suchen viele Familien vergeblich eine angemessen große Wohnung. Die Immobilienwirtschaft fordert die Städte in ihrem Frühjahrsgutachten daher auf, Familien bei ihren Planungen einen "sehr viel größeren Stellenwert einzuräumen". Beengte Wohnverhältnisse seien - nicht nur in Zeiten von Homeoffice und Homeschooling - sozial- und wohnungspolitisch "inakzeptabel".
Die Zahl großer Haushalte mit drei und mehr Menschen sei seit 2010 stärker gestiegen als die Zahl kleiner Haushalte, heißt es im am Dienstag veröffentlichten Frühjahrsgutachten des Zentralen Immobilien Ausschusses (ZIA). Im Neubau werde aber auf kleinere Geschosswohnungen gesetzt. Daher wohnten mittlerweile 40 Prozent aller einkommensschwachen Vier-Personen-Mieterhaushalte in Großstädten beengt auf unter 80 Quadratmeter Wohnfläche.
Die Nachfrage nicht nur von Familien nach Wohnraum bleibt hoch. Die Mieten in Deutschland stiegen im Vorjahr weiter auf im Schnitt 8,46 Euro pro Quadratmeter im Monat, wie es im ZIA-Gutachten weiter heißt. Der Anstieg sei mit 3,7 Prozent "ähnlich dynamisch" wie im Vorjahr mit 3,1 Prozent gewesen.
Viel stärker noch nahmen die Kaufpreise für Eigentumswohnungen zu: Im bundesweiten Schnitt stiegen sie 2021 um 14,3 Prozent im Vorjahresvergleich auf 3140 Euro pro Quadratmeter. 2020 hatte der Anstieg bereits 11,2 Prozent betragen.
Den von der Ampel-Regierung gewollten Neubau von 400.000 Wohnungen pro Jahr - 100.000 davon im sozialen Wohnungsbau - hält der ZIA für "kaum erreichbar" in dieser Legislaturperiode. 2020 seien erstmals seit 20 Jahren wieder 306.000 neue Wohnungen gebaut worden, 2021 dürften es rund 315.000 Wohnungen gewesen sein, heißt es im Gutachten. "Ein - durch welche Instrumente auch immer bewirkter - weiterer Anstieg der Baugenehmigungen kann sich aufgrund der langen Bauzeit insbesondere bei Geschosswohnungen erst in der nächsten Legislaturperiode in höheren Fertigstellungszahlen auszahlen."
Der ZIA nimmt in seinem Frühjahrsgutachten auch die Entwicklung auf dem Markt für Büro-, Unternehmens-, Hotel- und Einzelhandelsimmobilien unter die Lupe. Die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf den Handel und die dahinterstehenden Immobilienunternehmen seien "immer noch dramatisch". Insolvenzen, Filialschließungen und Entlassungen stünden weiter auf der Tagesordnung.
ZIA-Präsident Andreas Mattner forderte vor der Bund-Länder-Konferenz am Mittwoch daher: "Es muss Schluss sein mit rechtswidrigen Sonderopfern für den Handel." 2G gehöre bundesweit abgeschafft. Zudem sei ein unbürokratischer Schadensersatz für die immensen entstandenen Kontrollkosten - etwa pauschal pro Eingang und Monat - unabhängig von sonstigen Wirtschaftshilfen nötig.
Bei den Büroimmobilien stellt der ZIA fest, dass die "Diskussionen um Homeoffice-bedingte Flächenreduktionen bereits abgeflacht" sind. Der Neubau von Bürogebäuden habe 2021 das größte Fertigstellungsvolumen seit zehn Jahren erreicht. Auch für dieses Jahr seien "sehr hohe Fertigstellungszahlen zu erwarten".
Experte Sven Carsten erläuterte, es sei nicht zu erwarten, dass Büroflächen im gleichen Umfang abnehmen wie Homeoffice-Aktivitäten zunehmen würden. Zudem würden auch die qualitativen Ansprüche an die Bürofläche weiter wachsen: "Büroarbeitende wollen sich auch am Arbeitsplatz wohlfühlen."
In einer zunehmend flexibilisierten Arbeitswelt diene das Büro als zentrale Anlaufstelle für den sozialen Austausch, Kollaboration und Kreativität. Das erfordere flexible Raumkonzepte und einen höheren Anteil von Besprechungs- und Konferenzräumen, so Carsten.
Der ZIA ist der Spitzenverband der Immobilienwirtschaft. Mitglieder sind 30 Verbände und rund 37.000 Unternehmen der Branche.
ilo/jm
A.Aguiar--PC