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Ökonomen fordern rasche Leitzinserhöhung der EZB gegen drohende Lohn-Preis-Spirale
Nach der Leitzinserhöhung in den USA und angesichts der hohen Inflation im Euroraum fordern Ökonomen von der Europäischen Zentralbank (EZB) eine rasche Korrektur ihrer Geldpolitik. "Die Zinserhöhung der USA führt zu einer Aufwertung des US-Dollar gegenüber dem Euro, das erhöht den Inflationsdruck in Europa", sagte Ifo-Chef Clemens Fuest der "Augsburger Allgemeinen" vom Freitag. "Insofern besteht für die EZB ein gewisser Druck, zu folgen", betonte er.
Zwar resultiere in den USA anders als in Europa ein größerer Teil der Inflation aus der Wirtschaftspolitik und nicht aus den Energiepreisen. "Das ändert allerdings nichts daran, dass auch die EZB handeln muss", forderte der Ifo-Chef. Die EZB habe vor allem Einfluss auf die längerfristigen Inflationserwartungen. "Hier gilt es zu verhindern, dass Tarifpartner und andere Akteure der Wirtschaft sich auf höhere Inflationsraten einstellen", sagte Fuest. "Sonst droht eine Lohn-Preis-Spirale, die nur mit hohen Kosten zu stoppen ist", warnte er.
Der Chefvolkswirt der Commerzbank, Jörg Krämer, erklärte, es sei "auch für die EZB höchste Zeit, ihre Anleihekäufe einzustellen und die Zinsen anzuheben". Nicht nur in den USA, sondern auch im Euroraum gebe es "ein Inflationsproblem", sagte er der "Augsburger Allgemeinen". Die Teuerung von inzwischen 7,5 Prozent sei meilenweit vom Zwei-Prozent-Ziel der EZB entfernt.
Der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Marcel Fratzscher, dämpfte unterdessen die Hoffnung auf eine direkte kurzfristige Auswirkung einer Leitzinserhöhung auf die Inflation: "Da dürfen wir keine falschen Erwartungen haben. Die Inflation wird hoch bleiben in diesem und im nächsten Jahr", sagte er dem Sender Phoenix. Es sei aber wichtig für die Glaubwürdigkeit der EZB, "den Menschen, auch den Unternehmen, den Gewerkschaften, zu signalisieren: Schaut mal her, wir nehmen das ernst. Und ihr könnt euch darauf verlassen, dass wir in den nächsten Jahren wieder zu unserem Ziel der Preisstabilität zurückkommen".
EZB-Direktoriumsmitglied Isabel Schnabel sagte der "Bild"-Zeitung vom Freitag, sie gehe nach derzeitigem Stand davon aus, "dass wir im Juli die Zinsen erstmalig erhöhen können". Zuvor hatte sie bereits dem "Handelsblatt" vom Mittwoch gesagt, dass sie aus heutiger Sicht eine Zinserhöhung im Juli "für möglich" halte.
EZB-Direktoriumsmitglied Fabio Panetta hatte in der Diskussion um eine rasche Anhebung der Leitzinsen am Donnerstag unterdessen zur Besonnenheit gemahnt. Die Inflation steige, während die europäische Wirtschaft de facto stagniere - das mache die Entscheidungen, vor denen die EZB stehe, "komplizierter", sagte er der italienischen Zeitung "La Stampa".
P.Mira--PC