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IWF senkt BIP-Erwartung für Deutschland und hebt Prognose für Weltwirtschaft an
Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat erneut die Wachstumserwartungen für Deutschland gesenkt. In diesem Jahr sei nur noch mit einer Zunahme der deutschen Wirtschaftsleistung um 0,2 Prozent zu rechnen, heißt es in der am Dienstag vorgestellten Wachstumsprognose. Für die gesamte Weltwirtschaft hob der IWF seine Prognose hingegen auf 3,2 Prozent an - das lag unter anderem an einer deutlichen Korrektur der Prognose für die USA nach oben.
Im Januar hatten die Experten für Deutschland noch ein Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 0,5 Prozent prognostiziert, im Oktober waren es noch 0,9 Prozent. Eine "anhaltend schwache" Verbraucherstimmung sei nun der Grund für die erneute Anpassung, hieß es. Bereits im vergangenen Jahr war Deutschland das einzige Land in der Gruppe der Industriestaaten mit einer sinkenden Wirtschaftsleistung - sie ging um 0,3 Prozent zurück.
Auf das Wachstum der Eurozone wirkten sich die verschlechterten Aussichten Deutschlands sowie die ebenfalls um 0,3 Prozentpunkte nach unten korrigierte Angabe für Frankreich negativ aus, erklärte der IWF. Allerdings werde dies "durch Aufwertungen für mehrere kleinere Volkswirtschaften, darunter Belgien und Portugal, weitgehend ausgeglichen". Die Wirtschaft der Eurozone dürfte demnach insgesamt um 0,8 Prozent wachsen.
Für das kommende Jahr senkte der Währungsfonds die Prognose für Deutschland ebenfalls um 0,3 Prozentpunkte. Mit erwarteten 1,3 Prozent Wachstum läge die deutsche Wirtschaft 2025 immerhin vor Italien (0,7 Prozent) und Großbritannien (1,0 Prozent), aber weiterhin deutlich unter dem Schnitt der Industriestaaten (1,8 Prozent).
Für die Weltwirtschaft hob der IWF seine Prognose hingegen an: Für dieses Jahr geht er von einem Anstieg der Weltwirtschaftsleistung um 3,2 Prozent aus - das sind 0,1 Prozentpunkte mehr als im Januar und 0,3 mehr als im Oktober. Für das kommende Jahr erwartet der IWF ebenfalls 3,2 Prozent.
Die verbesserten Aussichten gehen vor allem auf eine starke Korrektur der Wachstumserwartungen für die USA zurück. Die US-Wirtschaft dürfte demnach 2024 um 2,7 Prozent zulegen - das wären 0,6 Prozentpunkte mehr als vor drei Monaten prognostiziert worden war. Gründe dafür sieht der IWF in einer wachsenden Produktivität und einer starken Inlandsnachfrage in den USA.
Die globale Wirtschaft bleibe trotz Unterschieden zwischen einzelnen Regionen und Ländern insgesamt "ziemlich widerstandsfähig", sagte IWF-Chefökonom Pierre-Olivier Gourinchas zu der neuen Prognose. Außer den USA dürfte auch Indien mit einem deutlichen Wachstum von 6,8 Prozent sowie Brasilien mit 2,2 Prozent zum globalen Anstieg beitragen. Russlands Wirtschaft dürfte wegen hoher Militärausgaben und stabil hoher Ölexporte ebenfalls deutlich um 3,2 Prozent wachsen.
Risiken sieht der IWF durch die Lage in China, obgleich er an der BIP-Prognose von 4,6 Prozent festhielt. Die Regierung in Peking müsse die Krise im Immobiliensektor entschieden angehen, andernfalls drohe die Erholung der chinesischen Wirtschaft nachzulassen, was wiederum Chinas Handelspartner belaste. Die Nachfrage im Inland werde noch einige Zeit schwach bleiben, wenn es keine "entschiedenen Maßnahmen und Reformen gibt, die das Grundproblem angehen", mahnte der IWF.
Chinas Immobiliensektor ist hoch verschuldet, mehrere Großkonzerne stecken in der Krise und es droht ein Überspringen der Probleme auf weitere Wirtschaftszweige. Die schwache Inlandsnachfrage führt wiederum zu Überkapazitäten in der Industrie, die unterstützt durch staatliche Subventionen billige Güter auf den internationalen Markt bringt und damit die Handelspartner verärgert. Ein weiteres Risiko sieht der IWF in der Entwicklung der Ölpreise, die empfindlich auf die Lage in Nahost reagieren.
Die globale Inflation sieht der IWF in diesem Jahr noch bei 5,9 Prozent, bevor sie sich im kommenden Jahr auf 4,5 Prozent abschwächen dürfte. Das hat mit erhöhten Leitzinsen in einer Reihe von Ländern zu tun, deren Wirkung stets erst mit Verzögerung durchschlägt.
G.M.Castelo--PC