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Verbändebündnis warnt vor Krise im Wohnungsbau und fordert "massive" Förderung
Gewerkschaft, Verbände und Experten im Bausektor warnen vor einer schweren Krise im Wohnungsbau und fordern eine "massive" Aufstockung der staatlichen Fördermittel. "Der Wohnungsmarkt steht am Kipppunkt", erklärte das Verbändebündnis Wohnungsbau am Donnerstag. Diese Einschätzung teilt das Kieler Bauforschungsinstitut Arge, das beim Wohnungsbau-Tag in Berlin eine neue Studie zum Bausektor vorstellte. "Wenn jetzt nichts passiert", drohe ein "regelrechter Absturz", sagte Institutsleiter Dietmar Walberg.
Zum einen sei der Wohnungsbedarf "extrem hoch", wegen der sinkenden Kaufkraft lasse jedoch die Baunachfrage nach. Die Branche kämpfe mit den hohen Zinsen und den stark gestiegenen Baupreisen, sagte Walberg. "Diese brisante Mischung hat es in Deutschland tatsächlich nie gegeben, und deswegen stehen wir jetzt vor einem Problem."
Bezahlbarer Wohnraum könne derzeit ohne massive Subventionen nicht entstehen. Wer profitabel Mietwohnungen bauen will, müsse 20 Euro oder mehr pro Quadratmeter an Kaltmiete verlangen, sagte Walberg. Die Bedingungen für den Neubau von Wohnungen seien in Deutschland so schlecht "wie noch nie seit dem letzten Weltkrieg", befand auch der Vorsitzende der Industriegewerkschaft BAU, Robert Feiger.
Laut einer Umfrage des Ifo-Instituts werden immer mehr Aufträge im Wohnungsbau storniert. Aktuell melden 16 Prozent der Wohnungsbauunternehmen abgesagte Aufträge - im Januar waren es 13,6 Prozent, im Februar 14,3 Prozent, wie das Ifo mitteilte. "Das Neubaugeschäft bricht förmlich ein und die Zukunftssorgen in der Branche sind groß", erklärte Ifo-Forscher Felix Leiss.
Lukas Siebenkotten, Vorsitzender des Deutschen Mieterbundes, sieht die größten Probleme beim sozialen Wohnungsbau. Da "brennt es am meisten". Auch Feiger forderte im Gespräch mit der "Augsburger Allgemeinen" einen "Booster für den Neubau" von sozialen und bezahlbaren Wohnungen. Gebraucht werde ein Sondervermögen von mindestens 50 Milliarden Euro bis 2025. Nur dann könne es gelingen, 100.000 Sozialwohnungen pro Jahr neu zu bauen.
"Wir bauen in Deutschland zu teuer, zu aufwendig, mit viel zu hohen Standards", erklärte Dirk Salewski, Präsident des Bundes der Freien Immobilien- und Wohnungsunternehmen. Christian Staub, Vorstandsmitglied Zentralverband Deutsches Baugewerbe, forderte "weniger Vorschriften und mehr Bauland, ein Turbo zur Beschleunigung der Planungs- und Genehmigungsverfahren sowie eine ausreichende Förderung".
Auch die Linke sprach sich für eine Milliardenspritze für den sozialen Wohnungsbau aus. "Wir brauchen dringend ein öffentliches Wohnungsbauprogramm über 20 Milliarden Euro für sozialen gemeinnützigen Wohnungsbau nach ökologischen Kriterien", sagte die wohnungspolitische Sprecherin der Linksfraktion im Bundestag, Caren Lay, dem Nachrichtenportal "t-online".
Die Grünen nähmen die Sorgen der Wohnungsbaubranche "sehr ernst", erklärte deren Abgeordnete Christina-Johanne Schröder. Aber in der Vergangenheit hätten "viele Steuermilliarden für die Neubauförderung" weder zu mehr bezahlbaren Wohnungen noch zum Erreichen der Klimaziele oder zu mehr Wohneigentumsbildung geführt. Die Partei setze daher vor allem auf "Umnutzung von Gewerbeimmobilien, das Aufstocken bestehender Gebäude und die Sanierung ungenutzter Immobilien".
Walberg vom Arge-Institut warnte mit Blick in die Zukunft zudem vor dem Fachkräftemangel. Rein theoretische sei Deutschland derzeit in der Lage, 400.000 Wohnungen pro Jahr zu bauen und so das politisch gesetzte und bislang stets verfehlte Ziel zu erreichen. "Aber ob wir das noch künftig sein werden, das steht genau in Frage."
Zu den Ausrichtern des Wohnungsbau-Tags gehören Wirtschaftsvertreter wie das Baugewerbe und der Baustofffachhandel, Vertreter von Eigentümern, Mietern und Immobilienunternehmen sowie die IG Bauen-Agrar-Umwelt. Sie kritisieren unter anderem zu strenge Auflagen am Bau und Unsicherheiten durch Änderungen bei staatlichen Förderprogrammen und fordern massive Subventionen, insbesondere für den sozialen Wohnungsbau.
A.S.Diogo--PC