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Ohne Anführerin Popp: DFB-Frauen verlieren Final-Kampf von Wembley
Tränen statt Triumph: Ohne ihre Anführerin Alexandra Popp haben die deutschen Fußballerinnen den ersehnten neunten EM-Titel nach einem Kampf auf Biegen und Brechen knapp verpasst. Der Rekordeuropameister verlor das Finale von Wembley 1:2 (1:1, 0:0) nach Verlängerung gegen Gastgeber England und kassierte damit seine erste EURO-Endspielniederlage.
Die eingewechselten Ella Toone (62.) und Chloe Kelly (110.) erzielten vor der ohrenbetäubend lauten EM-Final-Rekordkulisse (Frauen und Männer) von 87.192 Zuschauern die Treffer für die Engländerinnen, die ihren ersten großen Titel holten. Lina Magull (79.) hatte zwischenzeitlich ausgeglichen.
Die Auswahl des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), die zuletzt bei Olympia 2016 ganz oben stand, muss bei der WM im kommenden Jahr einen neuen Anlauf nehmen. Trösten können sich die Spielerinnen des zweimaligen Weltmeisters mit einer Finalprämie von 30.000 Euro.
Nicht im Finale dabei war Kapitänin und Torgarantin Popp, die wegen muskulären Problemen ausfiel. Die 31-Jährige hatte zuvor in allen fünf Spielen getroffen. Laut DFB-Geschäftsführer Oliver Bierhoff erlitt Popp schon am Samstag eine "leichte Zerrung". Für Popp spielte Lea Schüller - die frisch gekürte Fußballerin des Jahres. Svenja Huth vertrat Popp als Spielführerin.
"Wir wollen den letzten Schritt gehen" hatte Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg kurz vor dem Anpfiff in der ARD gesagt: "Wir sehen es als Herausforderung, aber auch als Privileg."
Die Zuschauer in London, darunter jede Menge Prominenz wie Bundeskanzler Olaf Scholz, Innenministerin Nancy Faeser, Prinz William, DFB-Präsident Bernd Neuendorf, Bundestrainer Hansi Flick und Bierhoff, sahen nach 180 Sekunden die erste Chance der Engländerinnen durch Ellen White.
Bei der Neuauflage des Finals von 2009 (6:2 für Deutschland) bestimmten die Lionesses auch im Anschluss das Geschehen. Die Deutschen, die auch auf Klara Bühl (Corona) verzichten mussten, hatten durch Sara Däbritz dennoch eine gute Möglichkeit (10.)
Der Abschluss brachte der deutschen Mannschaft, die mit fünf Siegen ins Finale gestürmt war, kaum mehr Sicherheit. Die DFB-Elf wurde über weite Strecken der hitzigen Partie in die Defensive gedrängt. Echte Chancen konnten sich die Engländerinnen aber nicht erarbeiten.
Mitte der ersten Hälfte befreiten sich die Deutschen vom englischen Druck. In der 25. Minute hätte Marina Hegering nach einer Ecke den Ball fast über die Torlinie gestochert. Ein potenziell strafbares Handspiel der englischen Kapitänin Leah Williamson in dieser Szene wurde per Videobeweis zu Ungunsten der DFB-Auswahl überprüft.
Danach passierte erst einmal nicht mehr viel. Beide Mannschaften neutralisierten sich im Mittelfeld. Das änderte sich in der 38. Minute, als erneut White die englische Führung auf dem Fuß hatte.
Zu Beginn des zweiten Durchgangs drehten die Deutschen auf. Die eingewechselte Tabea Waßmuth (48.) und Magull (50.) vergaben die Chancen zur Führung. Danach wurde die Gangart noch einmal härter, nach einer Stunde hatte Schiedsrichterin Katerina Monsul (Ukraine) bereits fünf Gelbe Karten verteilt.
Beim Gegentreffer von Toone war die deutsche Abwehr zu weit aufgerückt. Magull hätte postwendend den Ausgleich erzielen können, traf aber nur den Pfosten (66.). Danach warfen die Deutschen alles nach vorne, Voss-Tecklenburg brachte für die Schlussoffensive eine Reihe frischer Kräfte. Magull belohnte das anrennende DFB-Team mit dem Ausgleich.
In der Verlängerung waren die Deutschen zunächst aktiver, Kelly spitzelte den Ball nach einer Ecke aber über die Linie.
Schon vor dem Finale war klar, dass unabhängig vom Ausgang am Montagnachmittag in Frankfurt/Main gefeiert wird. Die deutsche Mannschaft präsentiert sich ihren Fans auf dem Rathausbalkon am Römer.
Auf die Zeit nach der Endrunde blickte Neuendorf bereits mit großen Hoffnungen voraus. "Die Mannschaft hat das ganze Land in den letzten Wochen in einen kleinen Rausch versetzt", sagte der DFB-Boss: "Wir wollen das Ganze ummünzen, wir wollen konkrete Ziele erreichen."
P.Cavaco--PC