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Putin: Fast alle ukrainischen Getreide-Exporte gehen in EU-Länder
Russlands Präsident Wladimir Putin hat den EU-Mitgliedsstaaten vorgeworfen, sich die meisten Getreidelieferungen seit Aufhebung der Blockade ukrainischer Häfen gesichert zu haben. "Fast das gesamte aus der Ukraine exportierte Getreide wird nicht in die ärmsten Entwicklungsländer, sondern in EU-Länder geliefert", sagte Putin am Mittwoch bei einem Wirtschaftsforum in Wladiwostok. Putin stellte in diesem Zusammenhang auch die Möglichkeit von Exportbeschränkungen für Getreide in den Raum.
Nach aktuellen Daten des Beobachtungszentrums in Istanbul, das zur Überwachung der im Juli von Russland und der Ukraine unterzeichneten Getreide-Abkommen eingerichtet worden war, wurde jedoch nur etwas mehr als ein Drittel des aus der Ukraine gelieferten Getreides in europäische Länder geliefert. 30 Prozent erreichten demnach "Länder mit niedrigem und mittlerem Einkommen" in der ganzen Welt. Die bis Mittwoch gesammelten Daten, die der Nachrichtenagentur AFP vorliegen, zeigen zudem, dass die Türkei mit 20 Prozent den größten Anteil des Getreides erhält, gefolgt von Spanien mit 15 Prozent und Ägypten mit zehn Prozent.
Seit dem Beginn des russischen Militäreinsatzes im Februar waren monatelang alle Getreide-Exporte der Ukraine aus ihren Schwarzmeer-Häfen blockiert, was zu einer globalen Lebensmittelkrise beigetragen hatte. Im Juli unterzeichneten Russland und die Ukraine dann nach Vermittlung der Türkei und der UNO Vereinbarungen zur Wiederaufnahme der ukrainischen Getreide-Exporte. Die UNO hatte das Abkommen als größte Chance begrüßt, die durch die Blockade ausgelöste akute weltweite Nahrungsmittelkrise zu lindern. Das Abkommen ist zunächst auf 120 Tage beschränkt, es kann aber ohne weitere Verhandlungen verlängert werden.
Ein Großteil des Getreides, das im Rahmen des Abkommens die Türkei und einige andere Bestimmungsländer erreicht, wird im Rahmen von Handelsvereinbarungen weiterverkauft, die nicht von der Istanbuler Beobachtungsstelle überwacht werden.
Ein separates Programm des UN-Welternährungsprogramms konzentriert sich auf die Lieferung von Weizen und Mais nach Afrika und in andere Teile der Welt, um die dort von akuter Hungersnot bedrohten Menschen zu unterstützen. Das erste von den Vereinten Nationen gecharterte Schiff mit Getreide aus der Ukraine legte am 30. August in Dschibuti an, ein zweites UN-Schiff erreichte in der vergangenen Woche die Türkei.
"Ein drittes vom WFP gechartertes Schiff liegt heute in Istanbul vor Anker und plant, eine weitere Weizenlieferung in der Ukraine abzuholen", teilte die Istanbuler Zentrale am Mittwoch mit.
Putin sagte nun in Wladiwostok, Russland habe alles dafür getan, um wieder Getreide-Exporte aus der Ukraine zu ermöglichen. Europäische Länder hätten sich in den vergangenen Jahrzehnten und Jahrhunderten aber wie "Kolonialisten" verhalten und "verhalten sich auch heute noch so", sagte der russische Präsident. Mit dem Import ukrainischen Getreides hätten sie "wieder einmal" die Entwicklungsländer "hintergangen".
Mit einer solchen Herangehensweise werde "das Ausmaß der Ernährungsprobleme in der Welt nur zunehmen", sagte Putin. Er warnte vor einer "beispiellosen humanitären Katastrophe" und stellte die Frage von Exportbeschränkungen in den Raum. "Vielleicht sollten wir darüber nachdenken, die Exporte von Getreide und anderen Gütern auf dieser Strecke zu begrenzen", sagte er.
A.Motta--PC