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Betreiber: An Akw Saporischschja könnte nach Beschuss Radioaktivität austreten
Die Lage in dem von russischen Truppen besetzten ukrainischen Atomkraftwerk Saporischschja bleibt nach ukrainischen Angaben gefährlich. Nach erneutem mehrmaligen Beschuss bestehe das Risiko eines Austritts von Radioaktivität, teilte der staatliche ukrainische Energiekonzern Energoatom am Samstag mit. Erst am Vortag war das Akw wieder ans ukrainische Stromnetz angeschlossen worden, nachdem es davon einen Tag lang abgeschnitten gewesen war. Präsident Wolodymyr Selenskyj warnte im Anschluss, die Gefahr eines GAUs bleibe bestehen.
Laut des Akw-Betreibers Energoatom hatten russische Truppen die Anlage "im Laufe des vergangenen Tages wiederholt" beschossen. Dadurch sei die Infrastruktur des größten Atomkraftwerks Europas beschädigt worden. Es bestehe eine hohe Brandgefahr und das Risiko, dass radioaktive Stoffe freigesetzt werden könnten. Nach Angaben des Betreibers lief das Akw seit Samstagmittag "mit dem Risiko, Radioaktivitäts- und Feuerschutz-Standards zu verletzen".
Moskau wies die Vorwürfe umgehend zurück. Das russische Verteidigungsministerium erklärte, die ukrainischen Streitkräfte hätten das Gelände des Akw von der Stadt Marhanets auf der gegenüberliegenden Seite des Flusses Dnipro aus "dreimal beschossen". Dabei seien Granaten auch in der Nähe von zwei Lagern für frische Brennelemente und radioaktive Abfälle gelandet. Die Strahlungswerte in der Anlage seien jedoch weiterhin "normal", erklärte das Ministerium.
Sowohl russischen als auch die ukrainischen Angaben zur Lage im Akw Saporischschja - dem größten Europas - ließen sich von unabhängiger Seite nicht überprüfen.
Die Nuklearanlage in Saporischschja wird seit Anfang März von russischen Truppen besetzt und befindet sich nahe der Frontlinie im Süden der Ukraine. Seit einigen Wochen werden die Gegend des Akw und auch Teile des Werksgeländes immer wieder beschossen, die Ukraine und Russland machen sich gegenseitig dafür verantwortlich. Der Beschuss weckte die Sorge, dass es in Saporischschja zu einer ähnlichen Atomkatastrophe kommen könnte wie 1986 im ukrainischen Tschernobyl.
Am Donnerstag war das Atomkraftwerk nach ukrainischen Angaben infolge von Bränden erstmals in seiner Geschichte vollständig vom Stromnetz getrennt worden. Am Freitag konnte das Kraftwerk nach eintägiger Unterbrechung wieder ans ukrainische Stromnetz angeschlossen werden.
Präsident Selenskyj sagte am Freitag, den ukrainischen Experten sei es zwar gelungen, die schlimmste Katastrophe zu verhindern. Doch die Situation bleibe "sehr riskant und gefährlich". Selenskyj rief die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) auf, so schnell wie möglich eine Mission nach Saporischschja zu entsenden.
IAEA-Generaldirektor Rafael Grossi hatte zuvor bereits angekündigt, er wolle "in den nächsten Tagen persönlich eine IAEA-Mission in der Atomanlage leiten". Lana Serkal, die Beraterin des ukrainischen Energieministers, zeigte sich jedoch skeptisch. Sie warf Moskau vor, alles zu unternehmen, damit die Mission die Anlage nicht erreiche.
R.J.Fidalgo--PC