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EU wirft Russland nach Angriff auf ukrainischen Bahnhof "Raketenterror" vor
Der russische Angriff auf den Bahnhof im ukrainischen Tschaplyne mit mindestens 25 Toten hat international Entrüstung ausgelöst. Die EU verurteilte die Attacke am Donnerstag als "russischen Raketenterror". Moskau erklärte, der Angriff habe auf einen Militärzug am Bahnhof abgezielt und "mehr als 200" ukrainische Reservisten getötet.
Der Bahnhof in Tschaplyne in der zentralukrainischen Region Dnipropetrowsk war am Mittwochabend angegriffen worden. Die Zahl der Toten stieg am Donnerstag nach Angaben der ukrainischen Bahngesellschaft auf 25, darunter zwei Kinder.
Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell sprach auf Twitter von einem "abscheulichen Angriff Russlands auf Zivilisten". "Die Verantwortlichen für den russischen Raketenterror werden zur Rechenschaft gezogen", betonte er.
Russland erklärte am Donnerstag, der Angriff habe einem Militärzug gegolten. Eine Iskander-Rakete habe den Zug "direkt getroffen" und "mehr als 200 Reservisten der ukrainischen Streitkräfte" getötet sowie Ausrüstung zerstört, teilte das russische Verteidigungsministerium mit. Der Zug sei "auf dem Weg in die Gefechtsgebiete" im Osten der Ukraine gewesen.
Der Angriff war am Mittwoch genau sechs Monate nach Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine erfolgt. Weil das Datum mit dem ukrainischen Unabhängigkeitstag zusammenfiel, waren verstärkte russische Angriffe befürchtet worden.
Nach Angaben des ukrainischen Vize-Innenministers Ewhen Enin nahm die Zahl der russischen Bombenangriffe auf Städte und Ortschaften in der Ukraine am Mittwoch tatsächlich zu. "In den vergangenen 24 Stunden hat die Polizei 58 Angriffe registriert, weit mehr als wir normalerweise erleben", erklärte Enin auf Telegram.
Örtlichen Medienberichten zufolge wurden am Mittwoch neun Regionen der Ukraine bombardiert. Landesweit sei zudem insgesamt 189 Mal Alarm ausgelöst worden - ein Höchststand seit Beginn des Krieges am 24. Februar.
Betroffen waren nach ukrainischen Behördenangaben Regionen im ganzen Land: von Chmelnyzkyj im Westen des Landes, über Charkiw im Nordosten, Donezk im Osten bis hin zu Mykolajiw im Süden. Dort hätten die Angriffe unter anderem auf Infrastruktur am Hafen abgezielt.
Besonders stark betroffen waren nach Angaben des dortigen Gouverneurs Valentin Resnitschenko vier Bezirke der Region Dnipropetrowsk, in der auch Tschaplyne liegt. Resnitschenko sprach auf Telegram von einer "sehr schwierigen Nacht". "Ständig" seien Meldungen über neue Angriffe und weitere Opfer eingegangen.
Die UN-Menschenrechtskommissarin Michelle Bachelet appellierte an Russlands Präsidenten Wladimir Putin, den Krieg zu beenden. Hinter den Ukrainerinnen und Ukrainern lägen "sechs unvorstellbar schreckliche Monate", sagte sie am Donnerstag auf einer Pressekonferenz in Genf. 6,8 Millionen Menschen hätten ihr Land verlassen müssen.
5587 Zivilisten wurden nach UN-Angaben in der Ukraine getötet und 7890 weitere verletzt. Die tatsächlichen Zahlen dürften laut UNO jedoch höher liegen.
Bachelet forderte Moskau und Kiew auf, die Menschenrechte und das humanitäre Völkerrecht zu respektieren. Die internationale Gemeinschaft müsse dafür sorgen, dass "die zahlreichen dokumentierten schweren Verstöße, von denen einige möglicherweise auf Kriegsverbrechen hinauslaufen", geahndet werden, fügte sie hinzu.
Laut einem Bericht des internationalen Bündnisses gegen Streubomben hat Russland in der Ukraine zahlreiche Bomben dieser Art abgeworfen und damit hunderte zivile Opfer verursacht. Außerdem seien durch die Streubomben, Wohnhäuser, Schulen und Krankenhäuser beschädigt worden, erklärte das Bündnis Cluster Munition Coalition (CMC) am Donnerstag in seinem Jahresbericht.
Auch die ukrainischen Streitkräfte haben nach Erkenntnissen der CMC bei verschiedenen Gelegenheiten Streubomben eingesetzt. Weder Russland noch die Ukraine gehören zu den 110 Unterzeichnerstaaten der Konvention, mit welcher der Einsatz und der Transport, die Produktion und Lagerung von Streubomben verboten werden.
B.Godinho--PC