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Mehr als 20 Tote bei neuer Eskalation der Gewalt in Nahost
Bei einer neuen Eskalation der Gewalt im Nahen Osten sind im Gazastreifen mindestens 24 Menschen getötet worden, darunter ein hochrangiges Mitglied der militanten Palästinenserorganisation Islamischer Dschihad. Die israelische Armee fliegt seit Freitag Luftangriffe auf Ziele im Gazastreifen. Als Reaktion feuerten Kämpfer der Organisation zahlreiche Raketen in Richtung Israel ab.
Nach Angaben des palästinensischen Gesundheitsministeriums waren unter den Todesopfern auch sechs Kinder. Die israelische Regierung machte eine fehlgeleitete Rakete des Islamischen Dschihad für den Tod der Kinder in Dschabalia im Norden des Gazastreifens verantwortlich.
Laut den Behörden im Gazastreifen wurden bei den israelischen Luftangriffen mehr als 200 Menschen verletzt. Bei einem der Angriffe wurde nach übereinstimmenden Angaben beider Seiten das ranghohe Dschihad-Mitglied Taysir al-Dschabari getötet. Rettungskräfte gruben zudem am Samstag in Rafah an einer Stelle unter den Trümmern, an der Berichten zufolge der ranghohe Dschihad-Kommandeur Chaled Mansur angegriffen wurde.
Eine offizielle Bestätigung für Mansurs Tod gab es zunächst nicht. Die israelische Armee erklärte jedoch, die gesamte Spitze des militärischen Flügels des Islamischen Dschihad im Gazastreifen sei "neutralisiert" worden.
Auf der israelischen Seite der Grenze erlitten nach Angaben des Rettungsdienstes zwei Menschen Verletzungen durch Raketensplitter, 13 weitere wurden beim Versuch verletzt, sich in Sicherheit zu bringen.
Der Islamische Dschihad ist die zweitstärkste militante Gruppe in den Palästinensergebieten nach der im Gazastreifen herrschenden Hamas. Sie ist eng mit dem Iran verbunden und steht hinter einem Teil der Raketenangriffe auf Israel.
Israels Regierungschef Jair Lapid sprach von einem "präzisen Anti-Terror-Einsatz gegen eine unmittelbare Bedrohung". Der Islamische Dschihad sei eine "Hilfstruppe des Iran, die den Staat Israel zerstören und unschuldige Israelis töten will". Israel wolle keinen sich ausweitenden Konflikt im Gazastreifen, "aber wir werden auch nicht davor zurückschrecken".
Die im Gazastreifen herrschende Hamas erklärte, mit den Angriffen habe Israel "ein weiteres Verbrechen begangen, für das es bezahlen muss". Sämtliche Palästinenserorganisationen seien zum Kampf aufgerufen: "Alle Fronten müssen das Feuer auf den Feind eröffnen."
Das Auswärtige Amt in Berlin warnte, nach dem israelischen Militäreinsatz könne es zu "weiteren Raketenangriffen auf Israel kommen". Gefahr bestehe innerhalb 80 Kilometern vor Gaza. "Damit kann auch der Großraum Tel Aviv und Jerusalem betroffen sein".
Die Europäische Union rief beide Seiten zur Mäßigung auf. Israel habe "das Recht, seine eigene Bevölkerung zu schützen", die EU fordere aber "alle Seiten zur größtmöglichen Zurückhaltung auf, um eine weitere Eskalation und weitere Opfer zu vermeiden", sagte ein Sprecher des EU-Außenbeauftragten Josep Borrell.
Ägypten versucht nach Angaben aus Sicherheitskreisen zwischen Israel und dem Islamischen Dschihad zu vermitteln. Ein israelischer Armeesprecher sagte jedoch am Samstag, die Streitkräfte bereiteten sich auf einen einwöchigen Einsatz vor.
Den Luftangriffen vorangegangen war die Festnahme zweier ranghoher Mitglieder des Islamischen Dschihad im besetzten Westjordanland. Bei einer neuerlichen Razzia im Westjordanland am Samstag nahm der israelische Geheimdienst Schin Bet nach Armeeangaben 20 Menschen fest, darunter 19 Mitglieder des Islamischen Dschihad.
Die jetzige Gewalteskalation ist die heftigste im Gazastreifen seit Mai vergangenen Jahres. Die im Gazastreifen seit 2007 regierende Hamas hatte damals Raketen Richtung Israel abgefeuert, woraufhin die israelische Luftwaffe Ziele im Gazastreifen bombardierte. Während der elftägigen Gefechte wurden im Gazastreifen mehr als 260 Menschen getötet, in Israel gab es 13 Tote.
L.Torres--PC