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Documenta-Chefin wirft nach Antisemitismus-Vorwürfen das Handtuch
Der Antisemitismus-Skandal um die Documenta hat zu personellen Konsequenzen geführt: Die Generaldirektorin der Kasseler Kunstausstellung, Sabine Schormann, legte ihr Amt nieder, wie die Documenta am Samstag mitteilte. Der Aufsichtsrat, die Gesellschafter und Schormann selbst verständigten sich darauf, ihren Geschäftsführer-Vertrag kurzfristig aufzulösen, hieß es in einer Erklärung. Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) und der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, begrüßten den Rückzug der Documenta-Chefin.
Schormann war wegen der Antisemitismus-Vorwürfe um die Kasseler Kunstausstellung in den vergangenen Wochen zunehmend unter Druck geraten. Der Aufsichtsrat äußerte in der Erklärung seine "tiefe Betroffenheit" darüber, dass am Eröffnungswochenende der documenta fifteen "eindeutig antisemitische Motive" zu sehen gewesen seien. Die Präsentation des Banners "People's Justice" des Künstlerkollektivs Taring Padi sei in "seiner antisemitischen Bildsprache" eine "klare Grenzüberschreitung" gewesen. "Der Documenta wurde damit ein erheblicher Schaden zugefügt."
Es sei essenziell, diesen Vorfall zeitnah aufzuklären und Schlussfolgerungen zu ziehen, hieß es in der Erklärung weiter. Der Aufsichtsrat empfahl der Gesellschafterversammlung zudem, die Organisation der Documenta sowie des Museums Fridericianum zu überprüfen.
Kulturstaatsministerin Roth sagte der "Frankfurter Rundschau": "Es ist richtig und notwendig, dass nun die Aufarbeitung erfolgen kann, wie es zur Ausstellung antisemitischer Bildsprache kommen konnte, sowie die nötigen Konsequenzen für die Kunstaustellung zu ziehen."
Der Aufsichtsrat der Documenta hatte der Zeitung zufolge am Freitagabend bis spät in die Nacht beraten. Am Samstagnachmittag wurde dann die Erklärung zur Ablösung Schormanns veröffentlicht.
Der Antisemitismusbeauftragte Klein sagte der "Bild am Sonntag": "Nach dem verheerenden Umgang mit den Antisemitismusvorwürfen bei der Documenta und dem vollständigen Verlust ihrer Glaubwürdigkeit war der Rücktritt von Frau Schormann überfällig." Nun komme es darauf an, für die Zukunft die notwendigen strukturellen Konsequenzen zu ziehen. "Antisemitismus darf in keiner Form im Kulturleben akzeptiert werden, gleichgültig woher die Kulturschaffenden kommen."
Das Werk des indonesischen Künstlerkollektivs Taring Padi war zunächst abgedeckt und dann entfernt worden. Die Aufstellung auf der Documenta hatte aber für breite Empörung gesorgt, deshalb waren die Rufe nach Konsequenzen immer lauter geworden. Für die Nachfolge Schormanns wird nun eine Interimslösung gesucht.
A.Magalhes--PC