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Baerbock bedauert mangelnde Möglichkeiten zum Schutz von Zivilisten in der Ukraine
Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) bedauert, dass der Westen nicht mehr für den Schutz von Zivilisten im Ukraine-Krieg tun kann - weil er sonst selbst militärisch eingreifen müsste. So könnten etwa keine humanitären Korridore garantiert werden, da dies militärisch abgesichert werden müsse, sagte Baerbock dem Magazin "Spiegel". Bei einem russischen Angriff auf ein Wohnhaus in der Ostukraine wurden am Sonntag nach ukrainischen Angaben mindestens 15 Menschen getötet.
"Ich hätte zum Beispiel gerne versprochen, dass wir humanitäre Korridore aus den umkämpften Gebieten in der Ukraine garantieren", sagte Baerbock dem "Spiegel". "Aber wir können das nicht leisten. Ein solches Versprechen müsste militärisch abgesichert werden." Deshalb habe sie auch "klar sagen" müssen, dass es keine Flugverbotszonen geben werde.
"Gute Außenpolitik heißt eben auch, einen kühlen Kopf zu bewahren, auch wenn das Herz brennt", sagt Baerbock weiter. "Ertragen zu müssen, dass man nichts tun kann - das ist manchmal auch die Brutalität von Außenpolitik."
In der Ukraine hielten die Kämpfe derweil unvermindert an, vor allem im Osten des Landes versucht die russische Armee, weiter vorzudringen. Dabei wurden bei einem Raketenangriff auf ein Wohngebäude in Tschassiw Jar am Sonntag nach ukrainischen Angaben mindestens 15 Menschen getötet. 24 Menschen seien noch unter den Trümmern des vierstöckigen Gebäudes verschüttet, teilte der örtliche Rettungsdienst im Online-Netzwerk Facebook mit.
Tschassiw Jar liegt in der derzeit besonders umkämpften Region Donezk. Deren Gouverneur Pawlo Kyrylenko hatte am Samstag mitgeteilt, dass im Osten der Ukraine "die gesamte Frontlinie unter unerbittlichem Beschuss" der russischen Armee liege.
Vor allem die Stadt Slowjansk werde bombardiert. Slowjansk und Kramatorsk sind die beiden größten Städte in der Region Donezk, die noch unter ukrainischer Kontrolle stehen. Tschassiw Jar befindet sich rund 50 Kilometer südöstlich von Slowjansk.
Die russische Armee verfolgt derzeit vordringlich das Ziel, die mehrheitlich russischsprachige Region Donezk zu erobern. Seit Beginn des russischen Angriffskrieges am 24. Februar wurden allein in Donezk nach ukrainischen Angaben rund 600 Zivilisten getötet und mehr als 1500 weitere verletzt.
Der Westen unterstützt die Ukraine seit Beginn des russischen Einmarsches Ende Februar mit Waffenlieferungen und humanitärer Hilfe. Dabei konnte die Bundesregierung offenbar ein Problem lösen: Nach wochenlangen Bemühungen fand das Kanzleramt laut "Spiegel" zusammen mit dem Wehrressort in Norwegen einen Hersteller, der weitere Munition für Gepard-Flugabwehrpanzer produzieren könne, die für die Ukraine gedacht sind.
Großbritannien startete derweil ein neues Programm zur militärischen Ausbildung tausender Ukrainer für den Krieg gegen Russland. Eine erste Gruppe von insgesamt bis zu 10.000 unerfahrenen Freiwilligen aus der Ukraine habe erste Übungen absolviert, teilte das britische Verteidigungsministerium am Samstag mit. Das mehrwöchige Militärtraining basiert auf der britischen Grundausbildung für Soldaten und umfasst den Umgang mit Waffen, erste Hilfe auf dem Schlachtfeld, militärische Taktik und Kriegsrecht.
Die USA kündigten ihrerseits am Freitag (Ortszeit) ein neues Rüstungspaket im Gesamtwert von 400 Millionen Dollar (393 Millionen Euro) für die Ukraine an. Dieses umfasst unter anderem vier Himars-Raketenwerfern mit Munition sowie neue Präzisionsartilleriegeschosse, wie ein ranghoher Vertreter des Pentagon in Washington mitteilte.
Himars-Raketenwerfer können mehrere präzisionsgelenkte Raketen gleichzeitig auf Ziele in bis zu 80 Kilometern Entfernung abfeuern. Sie erlauben der ukrainischen Armee aus größerer Entfernung Angriffe auf die russische Armee, ohne selbst in Reichweite der russischen Artillerie zu sein. Mit der nun zugesagten Lieferung käme die ukrainische Armee auf zwölf Himars-Systeme.
Ferreira--PC