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Mindestens zehn Tote bei Angriff auf belebtes Einkaufszentrum in Zentralukraine
Bei einem russischen Raketenangriff auf ein Einkaufzentrum in der Ukraine sind nach Angaben der regionalen Behörden mindestens zehn Menschen getötet worden. Zudem wurden bei dem Angriff am Montag in der zentralukrainischen Stadt Krementschuk mehr als 40 Menschen verletzt, wie der Gouverneur der Region Poltawa, Dmytro Lunin, mitteilte. Westliche Politiker zeigten sich entsetzt über den Angriff.
Zum Zeitpunkt des Raketenbeschusses hatten sich laut dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj "mehr als 1000 Menschen" in dem Einkaufszentrum aufgehalten. "Der Raketenbeschuss von Krementschuk traf einen belebten Ort, der nichts mit den Kämpfen zu tun hat", schrieb der Bürgermeister der Stadt mit ehemals 220.000 Einwohnern, Vitali Maletsky, im Onlinenetzwerk Facebook.
Krementschuk liegt etwa 250 Kilometer südöstlich der Hauptstadt Kiew. Die Gegend war bislang von den Kämpfen seit Beginn des russischen Angriffskrieges im Februar weitgehend verschont geblieben. "Das Einkaufszentrum steht in Flammen, und die Rettungskräfte bekämpfen den Brand", schrieb Präsident Selenskyj im Onlinedienst Telegram. Er veröffentlichte ein Video, das einen brennenden Gebäudekomplex sowie Rettungsdienste und Feuerwehrwagen zeigte.
Nach Angaben der ukrainischen Luftwaffe wurde das Einkaufszentrum von Kh-22-Anti-Schiffsraketen getroffen, die von der russischen Region Kursk aus abgefeuert worden waren. Gouverneur Lunin warf den russischen Truppen "Kriegsverbrechen" und "Verbrechen gegen die Menschlichkeit" vor. Ein Raketenangriff auf ein volles Einkaufszentrum sei ein "zynischer Terrorakt gegen die Zivilbevölkerung".
"Die Welt ist entsetzt über den heutigen Raketenangriff Russlands", schrieb US-Außenminister Antony Blinken im Onlinedienst Twitter. "Wir werden unsere ukrainischen Partner weiterhin unterstützen und Russland, einschließlich der Verantwortlichen für die Gräueltaten, zur Rechenschaft ziehen."
Der britische Premierminister Boris Johnson attestierte Russlands Präsident Wladimir Putin "abgrundtiefe Grausamkeit und Barbarei". Putin bewirke damit jedoch nur, dass die Entschlossenheit Großbritanniens und der anderen G7-Länder gestärkt werde, die Ukraine "so lange wie nötig" zu unterstützen. UN-Sprecher Stéphane Dujarric erinnerte daran, dass die Kriegsparteien laut internationalem Recht zum Schutz von Zivilisten und ziviler Infrastruktur verpflichtet sein.
Nach drei Wochen relativer Ruhe war am Sonntag auch die ukrainische Hauptstadt Kiew wieder beschossen worden. Auch in Charkiw, der zweitgrößten Stadt der Ukraine, gingen am Montag Raketen nieder. Dabei seien vier Menschen getötet worden, erklärte Regionalgouverneur Oleg Sinegubow. 19 weitere Menschen seien verletzt worden, darunter vier Kinder. "Der Feind terrorisiert bewusst die Zivilgesellschaft", schrieb Sinegubow im Messengerdienst Telegram.
Im Osten des Landes wurden die Stadt Lyssytschansk und umliegende Ortschaften weiter heftig beschossen. Lyssytschansk ist das nächste wichtige Ziel der russischen Truppen, nachdem sie die Nachbarstadt Sjewjerodonezk nach wochenlangen Gefechten am Wochenende gänzlich eingenommen hatten. Die Region Luhansk, eine der beiden Teilregionen des Donbass, steht damit nahezu vollständig unter russischer Kontrolle.
"Lyssytschansk und die umliegenden Dörfer erleben ihre schwersten Tage. Die Russen zerstören alles auf ihrem Weg", erklärte Luhansks Regionalgouverneur Serhij Hajdaj. Sollten die russischen Truppen auch Lyssytschansk einnehmen, könnten sie anschließend Kramatorsk und Slowjansk in der zweiten Donbass-Teilregion Donezk ins Visier nehmen. Slowjansk ist ebenfalls bereits Ziel heftiger russischer Luftangriffe.
J.Oliveira--PC