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Norwegen trauert um Opfer des Schusswaffenangriffs in Oslo
Nach dem möglicherweise islamistischen Anschlag in Oslo mit zwei Toten und über 20 Verletzten hat Norwegen am Wochenende um die Opfer getrauert. Der mutmaßliche Täter, der seine Schüsse in der Nähe einer Schwulen-Bar abgefeuert hatte, wurde festgenommen. Die Ermittler gehen dem Verdacht des "islamistischen Terrorismus" nach. Die für Samstag geplante Gay-Parade wurde verschoben, es galt höchste Terrorwarnstufe.
Mit einem Trauergottesdienst in der Kathedrale in Oslo wurde am Sonntag der Opfer der tödlichen Schüsse gedacht. An ihm nahmen auch Ministerpräsident Jonas Gahr Störe und Kronprinzessin Mette-Marit teil. Kronprinz Haakon musste wegen einer Covid-Erkrankung absagen. Viele Menschen versammelten sich zudem immer wieder zu privaten Solidaritätsbekundungen.
Der Anschlag sorgte in ganz Norwegen und international für Entsetzen. Bei den Schüssen in der Nacht zum Samstag vor einem Jazz-Club und dem benachbarten Schwulen-Club "London Pub" wurden zwei Männer im Alter von rund 50 und 60 Jahren getötet. 21 weitere Menschen wurden verletzt, zehn von ihnen schwer.
Polizisten konnten den mutmaßlichen Schützen nach kurzer Zeit überwältigen. Seitdem verweigert er jede Aussage.
Bei dem Festgenommenen handelt es sich laut Behörden und Medien um einen 42-jährigen Norweger mit iranischen Wurzeln, der als Kind in das skandinavische Land kam. Nach Angaben des Chefs des Inlandsgeheimdienstes, Roger Berg, weist der Familienvater eine "lange Geschichte von Gewalt und Drohungen" auf.
Der Geheimdienst habe den Mann seit 2015 auf dem Schirm, zum einen wegen seiner möglichen Radikalisierung, zum anderen wegen seiner Zugehörigkeit zu einem Islamisten-Netzwerk, sagte Berg. Im vergangenen Monat sei er vernommen worden, doch seien die Ermittler dabei zu dem Ergebnis gekommen, dass er keine "gewaltsamen Absichten" hege.
Berg verwies auch auf Informationen, dass die psychische Gesundheit des 42-Jährigen beeinträchtigt sein könnte. Die Polizei ordnete eine Untersuchung zu seiner Schuldfähigkeit an.
Der norwegische Geheimdienst erhöhte am Samstag die Terrorwarnung auf die höchste Stufe, und auch die Polizeipräsenz in der Hauptstadt wurde verstärkt. Die Polizisten, die in Norwegen normalerweise keine Waffen tragen, wurden angewiesen sich zu bewaffnen.
Die für Samstagnachmittag geplante Pride-Parade in Oslo wurde zunächst abgesagt. Oslos Bürgermeister Raymond Johansen kündigte inzwischen an, dass sie zu einem späteren Zeitpunkt nachgeholt werden soll.
Trotz der Absage der Parade zogen im Laufe des Samstags tausende Menschen mit Regenbogenfahnen durch die Osloer Innenstadt und riefen in Sprechchören: "Wir sind hier, wir sind queer, wir werden nicht verschwinden." Unzählige Menschen legten Regenbogenfahnen und Blumen in der Nähe des abgesperrten Anschlagsorts nieder, viele kämpften dabei mit den Tränen.
Statt mit der Gay-Pride "die Liebe zu feiern" sei das Land von Trauer erfüllt, sagte Ministerpräsident Störe auf einer Pressekonferenz. König Harald V. erklärte, alle müssten nun zusammenstehen, "um unsere Werte zu verteidigen: Freiheit, Vielfalt und gegenseitigen Respekt".
Nach dem Anschlag ordnete auch der französische Innenminister Gérald Darmanin verschärfte Sicherheitsvorkehrungen für die im ganzen Land für Samstag geplanten Pride-Märsche an. In Warschau legten die Teilnehmer der Pride-Parade eine Schweigeminute für die Opfer von Oslo ein.
Führende Vertreter der westlichen Staaten, darunter der französische Präsident Emmanuel Macron und EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, verurteilten den Angriff.
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) erklärte auf Twitter, "der Anschlag gegen die queere Community in Oslo" erschüttere ihn zutiefst. Das norwegische Volk könne sich "unserer Anteilnahme gewiss sein", erklärte er auf Twitter. "Der Kampf gegen den Terror eint uns".
"Wir alle haben das Recht zu lieben und geliebt zu werden", erklärte Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg. Vor knapp elf Jahren war Stoltenberg norwegischer Ministerpräsident, als bei dem blutigen rechtsextremistischen Anschlag in Oslo und auf der Insel Utöya 77 Menschen getötet worden waren.
G.Machado--PC