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Scharfe Kritik an antisemitischen Motiven bei documenta
Die Kunstmesse documenta in Kassel hat wegen einiger Motive scharfe Kritik auf sich gezogen. Sowohl Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) als auch der Zentralrat der Juden in Deutschland und die israelische Botschaft bezeichneten Bildelemente am Montag als antisemitisch und forderten Konsequenzen. Der Präsident der Deutsch-Israelischen Gesellschaft, Volker Beck, schaltete einem Medienbericht zufolge die Staatsanwaltschaft ein.
"Die Menschenwürde, der Schutz gegen Antisemitismus wie auch gegen Rassismus und jede Form der Menschenfeindlichkeit sind die Grundlagen unseren Zusammenlebens, und hier findet auch die Kunstfreiheit ihre Grenzen", erklärte Roth am Montag in Berlin. Die documenta müsse das "umgehend gegenüber den Kuratoren und Künstlern deutlich machen und die notwendigen Konsequenzen ziehen."
Die Kritik entzündete sich vor allem an einem Werk des indonesischen Kunstkollektivs Taring Padi. Dort seien eindeutig antisemitische Motive verwendet worden, erklärte der Zentralrat.
Beck sagte am Montag der "Bild", durch die "Darstellung von Juden- und Mossad-Säuen wird unmittelbar auch der Geltungs- und Achtungsanspruch eines jeden in Deutschland lebenden Juden angegriffen". Die Identifizierung eines Juden mit Kippa und Hut, markiert mit einer SS-Rune, verteufle Juden generell. Er habe sich entschieden, die Sache der Staatsanwaltschaft in Berlin und Kassel zur Prüfung vorzulegen.
Zentralratspräsident Josef Schuster erklärte: "Kunstfreiheit endet dort, wo Menschenfeindlichkeit beginnt." Auf der documenta sei diese rote Linie überschritten worden. Die Verantwortlichen müssten ihrer gesellschaftlichen Verantwortung gerecht werden und Konsequenzen ziehen.
Hessens Kunstministerin Angela Dorn (Grüne) teilte mit, auch ihr Eindruck sei, "dass hier eine antisemitische Bildsprache vorliegt". Sie habe für eine schnellstmögliche Klärung Kontakt zur Generaldirektorin der documenta aufgenommen.
Die israelische Botschaft erklärte, die in einigen Exponaten gezeigten Elemente "erinnern an die Propaganda von Goebbels und seinen Handlangern in dunklen Zeiten der deutschen Geschichte". Alle roten Linien seien "nicht nur überschritten, sie sind zertrümmert worden".
Schon im Vorfeld der Ausstellung war deren Organisation vor allem wegen des Umgangs mit Israel kontrovers diskutiert worden. Kritik gab es besonders an dem indonesischen Kunstkollektiv Ruangrupa, dem die künstlerische Leitung übertragen worden war. Ruangrupa wurde vorgeworfen, für die documenta Organisationen einzubeziehen, die das Existenzrecht Israels in Frage stellten oder einen Boykott des Landes unterstützten.
Bundespräsident Steinmeier sagte in seiner Rede zur Eröffnung, dass er lange gezweifelt habe, ob er die Ansprache überhaupt halten solle. "Denn so berechtigt manche Kritik an der israelischen Politik, etwa dem Siedlungsbau, ist", die Anerkennung der israelischen Staatlichkeit sei "bei uns Grundlage und Voraussetzung der Debatte".
Zudem nannte es Steinmeier verstörend, wenn "neuerdings häufiger Vertreter des globalen Südens sich weigern, an Veranstaltungen, an Konferenzen oder Festivals teilzunehmen, an denen jüdische Israelis teilnehmen". In diesem Zusammenhang falle es auf, dass "auf dieser bedeutenden Ausstellung zeitgenössischer Kunst wohl keine jüdischen Künstlerinnen oder Künstler aus Israel vertreten sind".
Auch der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, kritisierte schon am Wochenende die Verantwortlichen der documenta. Es sei ihnen nicht gelungen, gegen die Ausstellung erhobene Antisemitismusvorwürfe "in glaubwürdiger Weise auszuräumen", sagte Klein der "Bild am Sonntag". Er teile die kritische Einschätzung des Bundespräsidenten. "Es kann nicht sein, dass Antisemitismus Teil des von der öffentlichen Hand geförderten künstlerischen Diskurses in Deutschland ist."
L.Mesquita--PC