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Gustavo Petro wird der erste linke Präsident Kolumbiens
Mit Gustavo Petro wird zum ersten Mal ein linksgerichteter Politiker Präsident von Kolumbien. Nach der Stichwahl vom Sonntag liegt Petro laut der kolumbianischen Wahlbehörde nach Auszählung fast aller Stimmen uneinholbar vorne. Demnach erhielt der Senator 50,47 Prozent der Stimmen. Sein Gegner, der rechtsgerichtete Millionär Rodolfo Hernández, kam auf 47,27 Prozent.
Petro sicherte sich somit rund 700.000 Stimmen mehr als der 77-jährige Hernández. Der unterlegene Bauunternehmer gestand am Sonntag (Ortszeit) seine Niederlage ein. "Ich akzeptiere das Resultat, so, wie das sein muss", sagte Hernández in einer kurzen Videobotschaft auf Facebook. Er wünsche Petro, "dass er das Land führen kann und seine Versprechen im Kampf gegen die Korruption hält".
Der 62-jährige Petro hatte sich in jungen Jahren der Rebellengruppe M-19 angeschlossen und saß fast zwei Jahre im Gefängnis. Nach seiner Abkehr vom bewaffneten Kampf war er unter anderem Diplomat in Belgien und Bürgermeister der Hauptstadt Bogotá. Er strebt tiefgreifende Reformen an, dazu zählen Steuern für Vermögende, ein Notprogramm gegen den Hunger sowie die Abkehr von Öl und Gas und die Förderung erneuerbarer Energien.
Petro wird als erster linker Präsident der kolumbianischen Geschichte dem unbeliebten Konservativen Ivan Duque nachfolgen, der seit 2018 das Land regiert und gemäß der kolumbianischen Verfassung nicht mehr zur Wiederwahl antreten durfte. Auch die Wahl von Petros Vizepräsidentin ist historisch: Die 40-jährige Umweltaktivistin und Feministin Francia Márquez ist die erste schwarze Frau in diesem Amt.
Der frisch gewählte Präsident bezeichnete das Ergebnis am Sonntag im Online-Dienst Twitter als "ersten Sieg des Volkes" in Kolumbien. Es sei "ein Festtag für das Volk", Freude fülle das "Herz des Vaterlands".
Mehrere linksgerichtete Regierungschefs aus Lateinamerika gratulierten Petro nach dessen Wahl. Er beglückwünsche Petro und Márquez zu deren "historischem Sieg", sagte der venezolanische Staatschef Nicolás Maduro. Für das "befreundete Land" stünden "neue Zeiten bevor". Von einem "historischen Triumph" Petros sprach der mexikanische Präsident Andrés Manuel López Obrador. Gabriel Boric, seit März linker Präsident Chiles, schrieb auf Twitter von "Freude für Lateinamerika".
Zu Petros Aufgaben wird es gehören, Geschäftsleute, Großgrundbesitzer und Militärs die Angst vor einer linken Regierung zu nehmen. Vor der Wahl hatten viele ihrer Vertreter vor einem Abdriften Kolumbiens in den Kommunismus und einer ähnlichen Entwicklung wie in Kolumbiens autoritär regiertem Nachbarstaat Venezuela gewarnt.
In Kolumbien leben rund 40 Prozent der Bevölkerung in Armut und die Einkommensungleichheit im Land zählt laut Weltbank zu den ausgeprägtesten weltweit. Das Land leidet zudem immer noch an den Folgen eines jahrzehntelangen Konflikts zwischen linksgerichteten Rebellen und der Armee sowie rechtsgerichteten Paramilitärs.
M.A.Vaz--PC