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EU-Chefs sprechen sich für Stärkung der Verteidigung aus - Kritik aus dem Kreml
Begleitet von scharfer Kritik aus dem Kreml haben die Staats- und Regierungschefs der EU in Brüssel über die Stärkung der europäischen Verteidigungsfähigkeiten beraten. Deutschland müsse "alles dafür tun, dass wir unsere eigene Landes- und Bündnisverteidigungsfähigkeit stärken", sagte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) am Donnerstag vor Beginn des Gipfeltreffens. Bei der Finanzierung der europäischen Aufrüstung zeichneten sich allerdings Konflikte ab. Der Kreml warf den europäischen Staaten die "Militarisierung" des Kontinents vor.
Die EU-Kommission hatte die Mitgliedsländer am Mittwoch angesichts schwindender Unterstützung aus den USA aufgerufen, die Aufrüstungspläne für Europa schnell umzusetzen. Die Mitgliedstaaten sollten "dringend" die von Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen vorgeschlagenen Pläne zur Steigerung der Verteidigungsausgaben beschließen, erklärte die Kommission anlässlich der Veröffentlichung eines Weißbuchs für die "Europäische Verteidigungsbereitschaft 2030".
Von der Leyen will unter anderem "ein neues EU-Finanzinstrument" schaffen, das Darlehen in einer Gesamthöhe von 150 Milliarden Euro vorsieht. Umstritten ist, ob es sich bei diesem Fonds um Eurobonds handelt - also neue europäische Gemeinschaftsschulden, für die auch Deutschland haften würde. Scholz hat sich stets gegen Eurobonds ausgesprochen, der französische Präsident Emmanuel Macron befürwortet sie.
Um nationale Rüstungsinvestitionen anzukurbeln, will von der Leyen zudem die EU-Schuldenregeln lockern. Dafür will die Kommission eine Ausnahmeklausel in den Schuldenregeln nutzen, die zunächst auf vier Jahre befristet sein soll. Davon könnte die nächste Bundesregierung profitieren: Die wahrscheinlichen Koalitionspartner Union und SPD planen massive Investitionen in die Verteidigung, die von der deutschen Schuldenbremse ausgenommen werden sollen.
Am Donnerstag ging der Bundeskanzler bei seiner Ankunft in Brüssel zunächst nicht konkret auf die Kommissionsvorschläge ein. Mit Blick auf den Beginn der Verhandlungen über den mehrjährigen Finanzrahmen der EU ab 2028 sagte er lediglich: "Den Standpunkt Deutschlands in der Frage, wie man mit Geld umgehen soll, kennen ja alle. Er hat sich nicht geändert und wird sich nicht ändern."
Kremlsprecher Dmitri Peskow kritisierte die europäischen Pläne scharf. "Die Signale aus Brüssel und den europäischen Hauptstädten betreffen größtenteils Pläne zur Militarisierung Europas", sagte Peskow. Dadurch sei Europa zur "einer Art Kriegspartei" geworden.
Die Finanzierung der Verteidigungsausgaben soll es den EU-Ländern auch ermöglichen, die Ukraine weiter mit Militärhilfen zu unterstützen. In Brüssel wurden die jüngsten Telefonate von US-Präsident Donald Trump mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj und dem russischen Staatschef Wladimir Putin begrüßt. Hinsichtlich einer Waffenruhe gebe es nun einen "ersten Schritt, der möglich scheint", sagte Scholz.
Putin und Trump hatten am Dienstag in ihrem Telefonat eine 30-tägige Aussetzung der russischen Angriffe auf die ukrainische Energie-Infrastruktur vereinbart. Wann diese Vereinbarung in Kraft treten sollte, blieb offen. Die EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas begrüßte Trumps Ankündigung, Kiew bei der Beschaffung zusätzlicher Luftabwehrsysteme, insbesondere in Europa, zu unterstützen.
Bei dem zweiten EU-Gipfel binnen eines Monats soll es auch um die Wettbewerbsfähigkeit der EU gehen. Als weitere Themen stehen die Lage im Nahen Osten und Migration auf der Agenda. Als Gast nahm unter anderen UN-Generalsekretär António Guterres teil, auch der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sollte per Video zugeschaltet werden. Für Scholz war es voraussichtlich der letzte EU-Gipfel.
A.Motta--PC