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Trotz Kämpfen im Gazastreifen: Neue Hoffnung auf Geisel-Abkommen und Waffenruhe
Bei den Verhandlungen über eine Waffenruhe im Gazastreifen und die Freilassung israelischer Geiseln könnte nach Auffassung der radikalislamischen Hamas und anderer militanter Palästinensergruppen bald eine Einigung erzielt werden. Die Hamas und der Islamische Dschihad bezeichneten "die Möglichkeit einer Einigung" am Samstag als "näher denn je" - Israel äußerte sich zunächst nicht dazu. Derweil gingen die Kämpfe im Gazastreifen auch am Sonntag unvermindert weiter.
Die Voraussetzung für eine Einigung sei allerdings, dass Israel "keine neuen Bedingungen mehr stellt", erklärten die radikalen Palästinensergruppen Hamas, Islamischer Dschihad und Volksfront zur Befreiung Palästinas nach Gesprächen in Kairo. Israel äußerte sich dazu nicht.
Die internationalen Vermittler Ägypten, Katar und die USA hatten sich in den vergangenen Monaten vergeblich darum bemüht, eine Waffenruhe und eine Freilassung der noch im Gazastreifen festgehaltenen israelischen Geiseln zu erreichen. In der vergangenen Woche begannen in Doha dann neue indirekte Verhandlungen zwischen Israel und der Hamas. Seitdem gibt es wieder Hoffnung auf eine Einigung.
Ein Anführer der Hamas sagte am Samstag der Nachrichtenagentur AFP, bei den Gesprächen seien in den vergangenen Tagen "bedeutende und wichtige Fortschritte" erzielt worden. Bei den Verhandlungen über eine Waffenruhe und einen "Gefangenenaustausch" bestehe bereits "in den meisten Punkte" Einigkeit.
Israel äußerte sich zunächst nicht zum Stand der Verhandlungen. Am Samstagabend gingen jedoch erneut tausende Menschen in Tel Aviv auf die Straße, um den Abschluss eines Abkommens zur Rückkehr der seit mehr als 14 Monaten von der Hamas festgehaltenen Geiseln zu fordern.
Im Morgengrauen des 7. Oktober 2023 waren hunderte Kämpfer der Hamas und verbündeter islamistischer Gruppen vom Gazastreifen aus in den Süden Israels eingedrungen. In mehreren Ortschaften, auf einem Musikfestival und als Geiseln im Gazastreifen wurden israelischen Angaben zufolge insgesamt 1205 Menschen getötet, überwiegend Zivilisten. Von den 251 von der Hamas verschleppten Geiseln werden derzeit noch 96 im Gazastreifen festgehalten, von denen 34 von Israel offiziell für tot erklärt wurden.
Israel geht seit dem Hamas-Überfall massiv militärisch im Gazastreifen vor. Dabei wurden nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde vom Sonntag inzwischen mehr als 45.250 Menschen getötet. Die Angaben können nicht unabhängig überprüft werden.
Im Zuge einer einwöchigen Feuerpause im November 2023 waren 105 Geiseln im Gegenzug für 240 in Israel inhaftierte Palästinenser freigekommen. Seitdem wurden zudem sieben Geiseln von der israelischen Armee befreit.
Derweil gingen die Kämpfe im Gazastreifen auch am Wochenende weiter. Bei israelischen Luftangriffen an mehreren Orten des Gazastreifens wurden nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Zivilschutzbehörde in der Nacht zum Sonntag 28 Menschen getötet. Allein beim Beschuss eines Schulgebäudes in der Stadt Gaza seien acht Menschen "als Märtyrer gestorben", darunter vier Minderjährige, sagte Behördensprecher Mahmud Bassal.
Die israelische Armee erklärte ihrerseits, in dem Schulgebäude im Osten der Stadt habe sich ein "Kommando- und Kontrollzentrum" der Hamas befunden. Von dort aus habe die islamistische Palästinenserorganisation "Terrorangriffe" gegen israelische Soldaten "geplant und ausgeführt", die Armee habe einen "präzisen Angriff" gegen das Gebäude ausgeführt. Vor dem Angriff wurden demnach mehrere Maßnahmen ergriffen, um das Risiko zu mindern, Zivilisten zu treffen.
Ähnlich hatte sich die israelische Armee bereits am Samstag geäußert. Die von der Hamas-Behörde genannte Totenzahl nach einem Luftangriff im Norden des Gazastreifens wies sie in diesem Zusammenhang zurück. Eine erste Prüfung habe ergeben, "dass die gemeldete Zahl der Opfer des Angriffs nicht mit den Informationen der IDF (israelischen Streitkräfte) übereinstimmt", teilte die Armee der AFP mit Bezug zu vorherigen Angaben des Hamas-Zivilschutzes mit. Nach dessen Angaben wurden bei einem israelischen Angriff am Freitag zehn Mitglieder einer Familie nahe Dschabalija getötet, darunter sieben Kinder. Die israelische Armee erklärte, sie habe "mehrere Terroristen getroffen, die in einer militärischen Struktur der Hamas-Terrororganisation operierten".
Die Hamas gehört wie die libanesische Hisbollah und die Huthis im Jemen zu der vom Iran angeführten und gegen Israel gerichteten "Achse des Widerstands". Die Huthis, die seit Jahren große Teile des Jemen kontrollieren, feuern seit Beginn des Krieges immer wieder Raketen auf Israel ab.
In der Nacht zum Samstag schlug in der israelischen Küstenmetropole Tel Aviv eine von den Huthis abgefeuerte Rakete ein. 16 Menschen wurden dabei verletzt. Die israelische Armee bezeichnete den Raketenangriff als "ein weiteres klares Beispiel dafür, dass israelische Zivilisten absichtlich angegriffen werden".
A.Motta--PC