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Syrien: Dschihadisten erobern Aleppo - Assad droht mit "Vernichtung"
Syrien: Dschihadisten erobern Aleppo - Assad droht mit "Vernichtung" / Foto: MUHAMMAD HAJ KADOUR - AFP

Syrien: Dschihadisten erobern Aleppo - Assad droht mit "Vernichtung"

In Syrien sind dschihadistische Kämpfer bei ihrer Großoffensive gegen die Regierungstruppen von Machthaber Baschar al-Assad weiter vorgerückt. Die syrische Regierung habe am Sonntag erstmals seit Beginn des Bürgerkriegs vollständig die Kontrolle über Aleppo verloren, sagte der Leiter der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte, Rami Abdel Rahman, der Nachrichtenagentur AFP. Assad kündigte an, den "Terrorismus" zu "vernichten". Syriens Verbündeter Iran bekräftigte seine Unterstützung.

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Der Chef der Syrischen Beobachtungsstelle erklärte weiter, in Aleppo, der zweitgrößten syrischen Stadt, kontrollierten die Kämpfer der dschihadistischen Gruppe Hajat Tahrir al-Scham (HTS) und mit ihr verbündete Gruppierungen nunmehr fast das gesamte Stadtgebiet - mit Ausnahme derjenigen Viertel, die unter der Kontrolle kurdischer Kämpfer stünden.

Die Dschihadistengruppe HTS, der syrische Ableger des Terrornetzwerkes Al-Kaida, und ihre Verbündeten hatten am Mittwoch eine überraschende Großoffensive gegen die Streitkräfte der syrischen Regierung gestartet. Bei den heftigsten Kämpfen seit 2020 wurden laut der Beobachtungsstelle bislang mehr als 370 Menschen getötet.

Am Samstag hatte auch die syrische Armee bestätigt, dass die Dschihadisten in "große Teile" von Aleppo einmarschiert seien. Der mit der syrischen Regierung verbündete Iran erklärte, "bewaffnete terroristische Gruppen" hätten das iranische Konsulat in Aleppo angegriffen.

Vor Beginn ihrer Großoffensive hielten die Dschihadisten der HTS im Norden und Westen Syriens weite Teile der Region Idlib unter ihrer Kontrolle - sowie Teile der Nachbarprovinzen Aleppo, Hama und Latakia.

Die Dschihadisten nahmen der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte zufolge neben Aleppo "dutzende" strategisch bedeutende Orte in den Provinzen Idlib und Hama ein, auch dort seien sie auf "keinerlei" Widerstand gestoßen.

Demnach verstärkte die Armee zudem ihre Stellungen rund um die in der Mitte des Landes gelegene Provinzhauptstadt Hama. Die Armee habe zudem in Vororten von Hama neue Kontrollstellen eingerichtet und weitere Soldaten in "strategische Orte" im Norden der Provinz Hama entsandt. Das syrische Verteidigungsministerium sprach allgemeiner von einer Verstärkung der "Verteidigungslinien mit unterschiedlichen Waffengattungen, Ausrüstung und Personal" im Kampf gegen "terroristische Gruppen".

Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte ist in Großbritannien ansässig. Sie verfügt über ein Netzwerk verschiedener Quellen in Syrien, ihre Angaben sind nur schwer unabhängig zu überprüfen.

Machthaber Assad kündigte am Sonntag eine machtvolle militärische Antwort auf den Vormarsch der Dschihadisten an. Seine Armee werde den "Terrorismus (...) zerschlagen und vernichten", erklärte Assad laut der staatlichen Nachrichtenagentur Sana.

Der Iran sicherte Assad seine Unterstützung zu. Am Sonntag kündigte der iranische Außenminister Abbas Aragtschi eine Reise nach Damaskus an. Er sei sicher, dass die syrische Armee "diese terroristischen Gruppen" erneut besiegen werde.

Der jordanische König Abdallah II. betonte am Sonntag in einer Mitteilung die Unterstützung der "territorialen Integrität, Souveränität und Stabilität" Syriens.

Das ebenfalls mit Assad verbündete Russland flog zur Unterstützung der Regierungstruppen erneut Angriffe, laut der Beobachtungsstelle wurde Aleppo erstmals seit 2016 wieder von russischen Luftangriffen getroffen. Die russische Armee schrieb nach Angaben russischer Medien von Bombardements zur Unterstützung der Regierung in Damaskus gegen "extremistische" Gruppen in Syrien.

Am Sonntag wurden bei einem russischen Luftangriff laut der syrischen Beobachtungsstelle mindestens fünf Menschen nahe der Universität von Aleppo getroffen. Am Samstag waren demnach bei einem mutmaßlich russischen Angriff auf "zivile Fahrzeuge" 16 Zivilisten getötet worden. Weitere acht Zivilisten wurden demnach am Sonntag bei russischen Angriffen auf Idlib getötet.

Nach Angaben des russischen Außenministeriums beteuerte der russische Minister Sergej Lawrow in einem Telefonat mit seinen Kollegen im Iran und in der Türkei Moskaus Unterstützung für Syrien.

Unterdessen erklärten die USA, sie sähen die Ursache für den Vormarsch der Dschihadisten in Syriens "Abhängigkeit von Russland und dem Iran". Diese Abhängigkeit und "die Weigerung, den 2015 vom UN-Sicherheitsrat vorgeschlagenen Friedensprozess zu verfolgen", hätten die "Bedingungen geschaffen, für das, was jetzt passiert", sagte der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrats, Sean Savett.

Savett betonte, die USA hätten mit der von HTS angeführten Offensive nichts zu tun. Irans Außenminister Aragtschi hatte am Donnerstag in einer Erklärung einen "amerikanisch-zionistischen Plan", der die "Stabilität und Sicherheit der Region stören" solle, für die Großoffensive der Dschihadisten verantwortlich gemacht. Am Sonntag bekräftigte er diesen Vorwurf.

Der syrische Bürgerkrieg hatte 2011 begonnen, nachdem Assad Proteste gegen die Regierung mit Gewalt niederschlagen ließ. Eine halbe Million Menschen wurden getötet und Millionen weitere vertrieben.

Mit der Unterstützung ihrer Verbündeten Russland und dem Iran erlangte die syrische Regierung 2015 die Kontrolle über weite Teile des Landes zurück. Auch die Großstadt Aleppo eroberte Assad im Jahr 2016 mit Unterstützung der russischen Luftwaffe mittels massiver Bombenangriffe zurück. Im Norden Syriens gilt seit 2020 ein von der Türkei und Russland vermittelter Waffenstillstand. Dieser war zwar immer wieder gebrochen worden, hatte die Region in den vergangenen Jahren aber weitgehend beruhigt.

N.Esteves--PC