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Verhandlungen über Waffenruhe im Libanon inmitten anhaltenden Beschusses
In Nahost sind die Bemühungen um eine Waffenruhe zwischen Israel und der pro-iranischen Hisbollah trotz anhaltender Kämpfe weitergegangen. Der US-Sondergesandte Amos Hochstein werde dazu auch Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu treffen, teilte dessen Büro am Donnerstag mit. Derweil wurde der gegenseitige Beschuss unvermindert fortgesetzt: In der Küstenstadt Nahariya meldeten israelische Rettungsdienste einen Toten. Im Libanon nahm die israelische Armee Hisbollah-Ziele in Beirut und im Süden des Landes ins Visier.
Der Sondergesandte von US-Präsident Joe Biden für den Libanon, Hochstein, hatte sich am Mittwoch in Beirut mit dem der Hisbollah-Miliz nahestehenden Parlamentspräsidenten Nabih Berri getroffen. Daraufhin hatte er von "weiteren Fortschritten" gesprochen und angekündigt, er werde in Israel versuchen, eine Abmachung zu einer Pause der Kämpfe "zum Abschluss" zu bringen.
Am Donnerstag war Hochstein dann in Israel eingetroffen. Zunächst hatten israelische Medien über seine Ankunft im Land und über Gespräche mit dem Minister für strategische Angelegenheiten, Ron Dermer, berichtet. Später kündigte Netanjahus Likud-Partei ein Treffen zwischen Hochstein und Netanjahu für den frühen Nachmittag an.
Netanjahu sowie der israelische Außenminister Gideon Saar hatten zuvor darauf bestanden, Israel müssen auch im Falle einer Feuerpause die Option vorbehalten werden, erneut gegen die Hisbollah vorgehen zu können. Hisbollah-Chef Naim Kassem hatte seinerseits in einer Rede gesagt, Israel könne seiner Organisation "seine Bedingungen nicht aufzwingen".
Die vom Iran unterstützte und bewaffnete Hisbollah-Miliz hatte nach dem Großangriff der islamistischen Palästinenserorganisation Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 mit regelmäßigen Raketenangriffen vom Libanon aus eine zweite Front gegen Israel eröffnet. Infolge der permanenten Angriffe auf den Norden Israels wurden rund 60.000 Menschen aus ihren Häusern vertrieben. Als Reaktion beschoss Israel seinerseits Hisbollah-Ziele im Nachbarland.
Seit September hat die israelische Armee ihre Angriffe auf Hisbollah-Ziele im Libanon deutlich verstärkt. Zudem startete sie Ende September Bodeneinsätze gegen Stellungen der Miliz im Südlibanon.
Der arabischsprachige israelische Armeesprecher Avichay Adraee erklärte im Onlinedienst X, die Armee habe am Donnerstag erneut "terroristische Kommandozentralen und die militärische Infrastruktur der Hisbollah" im Süden Beiruts angegriffen. Zuvor war die Bevölkerung zur Evakuierung aufgerufen worden. Nach Angaben der staatlichen libanesischen Nachrichtenagentur NNA galten die Angriffe auch dem Südlibanon, darunter der Grenzstadt Chiam.
Auch die Hisbollah setzte ihre anhaltenden Angriffe auf Israel fort. Nach Angaben der israelischen Armee wurden am Donnerstag "etwa zehn Geschosse aus dem Libanon" festgestellt. Gegen Mittag ertönten demnach in der Region Westgaliläa Luftalarmsirenen. Die meisten Raketen der Hisbollah seien abgefangen worden.
In der nordisraelischen Küstenstadt Nahariya meldeten die Rettungskräfte nach dem erneuten Raketenbeschuss aus dem Libanon einen Toten und mehrere Verletzte. Dem israelischen Rettungsdienst Magen David Adom zufolge schlugen Raketen auf einem Spielplatz in Nahariya ein, wo ein Mann in den 30ern starb.
Im Nachbarland Syrien wurden Aktivisten zufolge bei israelischen Angriffen vom Mittwoch auf die Stadt Palmyra 79 pro-iranische Kämpfer getötet - die höchste Zahl seit Beginn des syrischen Bürgerkriegs. Wie die in Großbritannien ansässige Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Donnerstag erklärte, waren darunter 53 Kämpfer pro-iranischer syrischer Gruppen und 26 ausländische Kämpfer - unter anderem vier Hisbollah-Mitglieder.
Am Mittwoch hatte die Beobachtungsstelle noch von mindestens elf getöteten Kämpfern berichtet. Die Beobachtungsstelle bezieht ihre Informationen aus einem Netzwerk verschiedener Quellen in Syrien. Die Angaben der Organisation sind von unabhängiger Seite oft kaum zu überprüfen.
Aus Israel gab es zunächst keine Angaben zu den Angriffen. Israel hat seit dem Beginn des syrischen Bürgerkriegs 2011 wiederholt Ziele pro-iranischer Milizen in Syrien angegriffen, äußert sich jedoch nur selten dazu. Das Land erklärt aber immer wieder, es werde nicht zulassen, dass der Iran seinen Einfluss bis an die israelischen Staatsgrenzen ausdehne.
Für ihre Waffentransporte aus dem Iran ist die Hisbollah im Libanon auf ihren Verbündeten in Damaskus angewiesen. Die vom Iran unterstützte, schwerbewaffnete Schiitenmiliz kämpft seit Jahren auf der Seite des syrischen Machthabers Baschar al-Assad. Die Miliz war die einzige bewaffnete Gruppierung im Libanon, die nach dem Ende des dortigen Bürgerkriegs 1990 ihre Waffen nicht niederlegte.
Bereits am Donnerstagmorgen hatte die mit der Hisbollah verbündete Hamas im Gazastreifen der Nachrichtenagentur AFP mitgeteilt, dass dort 22 Menschen bei einem israelischen Luftangriff getötet worden seien. Der Hamas-Zivilschutzbehörde zufolge ereignete sich der Angriff in der Stadt Gaza. Bei einem weiteren Angriff seien Dutzende Menschen im Norden des Gazastreifens getötet worden, hieß es zudem aus Klinikkreisen.
P.Sousa--PC