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Türkei greift nach tödlichem Anschlag nahe Ankara PKK-Stellungen an
Nach dem tödlichen Anschlag bei Ankara hat die Türkei in der Nacht zu Donnerstag in Syrien und im Irak Stellungen der verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) angegriffen. Die türkische Armee habe als Vergeltung Luft- und Drohnenangriffe auf insgesamt 47 Ziele vorgenommen und "32 Ziele der Terroristen zerstört", erklärte das türkische Verteidigungsministerium. Indes wurden die ersten Opfer des Anschlags beerdigt. Zudem wurde bekannt, dass der seit 25 Jahren in der Türkei inhaftierte PKK-Anführer Abdullah Öcalan am Mittwoch erstmals seit Jahren wieder Besuch im Gefängnis erhalten hatte.
Im Irak seien 29 und im Norden Syriens 18 Ziele angegriffen worden, teilte das Verteidigungsministerium weiter mit. Die Angriffe würden am Donnerstag fortgesetzt. Nach Angaben von kurdischen Streitkräften in Syrien kamen zwölf Zivilisten ums Leben, darunter zwei Kinder.
Der Anschlag war Mittwochnachmittag vor dem Hauptquartier der türkischen Verteidigungsindustrie in Kahramankazan etwa 40 Kilometer von Ankara entfernt verübt worden. Fünf Menschen wurden dabei getötet und 22 weitere verletzt. Die türkische Regierung machte schnell die verbotene PKK für den Vorfall verantwortlich. Zwei Angreifer wurden getötet.
Die PKK kämpft seit 1984 gegen den türkischen Staat und wird von Ankara und seinen westlichen Verbündeten als Terrororganisation eingestuft.
Am Donnerstag gab der türkische Innenminister Ali Yerlikaya die Identifizierung eines der beiden Angreifer bekannt. Der Mann mit dem Namen Rojger sei Mitglied der PKK, hieß es. Die ihn begleitende Frau sei noch nicht identifiziert, sagte der Minister. Beide waren auf Bildern einer Überwachungskamera am Tatort zu sehen, wie sie mit einem Sturmgewehr in der Hand aus einem Taxi steigen und das Feuer eröffnen. Auch der Taxifahrer wurde erschossen. Seine Beerdigung fand im Beisein von Parlamentspräsident Numan Kurtulmus statt.
An mehreren Flughäfen in Istanbul wurden infolge des Anschlags die Sicherheitsmaßnahmen verstärkt, wie verschiedene türkische Medien berichteten.
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan, der sich aktuell beim Treffen der Brics-Staaten im russischen Kasan befindet, dankte "allen unseren Freunden, die ihr Beileid für den gestrigen perfiden Angriff und für ihre Solidarität zum Ausdruck gebracht haben." Nach Angaben der Präsidentschaft will er im Laufe des Tages nach Ankara zurückkehren.
Der tödliche Angriff erfolgte vor dem Hintergrund zunehmender Anzeichen einer politischen Entspannung zwischen der türkischen Regierung und der kurdischen Führung. Am Donnerstag wurde bekannt, dass der seit 25 Jahren in der Türkei inhaftierte PKK-Anführer Öcalan erstmals seit 43 Monaten Besuch im Gefängnis erhalten habe. Die Familie habe ihn am Mittwoch getroffen, teilte Öcalans Neffe Ömer Öcalan im Onlinedienst X mit.
Seinen Angaben zufolge ist der 75-Jährige "bei guter Gesundheit". Weiter wolle sein Onkel folgende Botschaft senden: "Wenn die Bedingungen eintreten, habe ich die theoretische und praktische Macht, den Konflikt von der Ebene der Gewalt auf eine rechtliche und politische Ebene zu übertragen."
Einem Journalisten der regierungsnahen türkischen Tageszeitung "Hürriyet" zufolge dauerte das Treffen "zwei Stunden". Weiter bestätigte er, dass Öcalan sich bereit erklärt habe, "die Waffen niederzulegen".
Am Dienstag hatte der Vorsitzende der Partei der Nationalistischen Bewegung (MHP), Devlet Bahçeli, Öcalan dazu eingeladen, vor dem Parlament die Auflösung der PKK sowie den Verzicht auf Gewalt anzukündigen. Die MHP ist seit Jahren wichtigster Bündnispartner von Erdogans islamisch-nationalistischer Regierungspartei AKP.
Die pro-kurdische Partei DEM, der auch Öcalans Neffe angehört, erklärte am Mittwoch, es sei "bezeichnend", dass der Anschlag verübt wurde, "während die türkische Gesellschaft Lösungen diskutiert, um die Möglichkeit eines Dialogs zu schaffen".
Öcalan war am 15. Februar 1999 vom türkischen Geheimdienst in der kenianischen Hauptstadt Nairobi gefasst worden. Der Kurdenführer sitzt seitdem in fast völliger Isolation eine lebenslange Freiheitsstrafe auf der Gefängnisinsel Imrali im Marmara-Meer ab.
Bereits in den Jahren 2012 und 2013 hatte Öcalan einen Dialog und einen Waffenstillstand gefordert, bevor der blutige Konflikt in Diyarbakir, der größten kurdischen Stadt der Türkei, erneut ausbrach. Am Ende dieser Auseinandersetzungen hatten sich die PKK-Kämpfer in die Berge an der Grenze zwischen Syrien und dem Irak zurückgezogen.
T.Resende--PC