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Ex-Stabschef: Trump entspricht der "Definition von Faschisten"
Anderthalb Wochen vor der Präsidentschaftswahl in den USA sorgt ein Interview des früheren Stabschefs von Donald Trump für Furore: Der republikanische Präsidentschaftskandidat sei ein Politiker, welcher "der allgemeinen Definition von Faschisten" entspricht, sagte Ex-Stabschef John Kelly der "New York Times". Trumps demokratische Rivalin Kamala Harris sagte daraufhin am Mittwoch, ihr Widersacher strebe nach "unkontrollierter Macht" und sei zugleich "zunehmend aus dem Gleichgewicht geraten".
Trump sei im Rechtsaußen-Lager angesiedelt, "er ist ein autoritärer Mensch und bewundert Diktatoren - das hat er gesagt. Er fällt also mit Sicherheit unter die allgemeine Definition von Faschisten", sagte Kelly in dem am Dienstagabend veröffentlichten Interview. "Er bevorzugt sicherlich den diktatorischen Ansatz in der Regierung."
Kelly bestätigte auch frühere Berichte, dass sich Trump mehrfach positiv über Adolf Hitler äußerte. "Mehr als einmal hat er gesagt: 'Wissen Sie, Hitler hat auch einige gute Dinge getan'", sagte Kelly. Der frühere General war während Trumps erster Amtszeit von Mitte 2027 bis Anfang 2019 dessen Stabschef im Weißen Haus.
Harris äußerte sich erschüttert und warnte, Trump sei "zunehmend aus dem Gleichgewicht geraten und instabil". Während einer zweiten Amtszeit wären Leute wie John Kelly nicht mehr da, "um die Schutzgeländer gegen seine Neigungen und Handlungen zu bilden".
Was Trump über Adolf Hitler, den Verantwortlichen "für den Tod von sechs Millionen Juden und hunderttausenden Amerikanern", gesagt habe, sei "unglaublich gefährlich", fuhr Harris fort. "All dies ist ein weiterer Beweis für das amerikanische Volk, wer Donald Trump wirklich ist." Der 78-Jährige strebe ein Militär an, "das loyal zu ihm ist" und nicht zur US-Verfassung.
Nachdem Kelly den Posten des Stabschefs abgegeben hatte, wollte er sich eigentlich nur in Ausnahmefällen öffentlich zu seinem ehemaligen Chef äußern. Die jüngsten Aussagen Trumps zum "Feind im Inneren" hätten ihn dazu bewogen, an die Öffentlichkeit zu gehen, sagte Kelly in dem Interview. "Das Militär gegen US-Bürger einzusetzen gehört zu den Dingen, die ich für sehr schlecht halte", sagte der ehemalige Stabschef. "Auch wenn man es zu politischen Zwecken sagen sollte, um gewählt zu werden."
Trump hatte kürzlich erklärt, die USA seien durch einen "Feind im Inneren" bedroht, der durch die Nationalgarde oder das Militär bekämpft werden könne. Der Rechtspopulist sprach dabei von "radikalen linken Irren", mit denen der Staat fertig werden müsse.
Trump sei sicherlich der einzige Präsident in der US-Geschichte gewesen, der "praktisch alles abgelehnt hat, worum es in Amerika geht und was Amerika ausmacht - in Bezug auf unsere Verfassung und unsere Werte", sagte Kelly. "Er versteht die Werte einfach nicht. Er tut so, als wisse er mehr über Amerika als jeder andere, aber das tut er nicht."
Eine große Überraschung sei es für Trump gewesen, dass sich die Generäle der US-Verfassung gegenüber verpflichtet sahen und nicht gegenüber ihm. "Ich glaube, es hätte ihm gefallen, wenn er sich wie im Geschäftsleben hätte verhalten können", sagte Kelly. "Er hätte dann den Leuten sagen können, was sie tun sollen und sie hätten das getan, ohne auf die rechtlichen Bestimmungen zu achten."
Trump und Harris treten bei der Präsidentschaftswahl am 5. November gegeneinander an. Trump will nach seiner ersten Amtszeit (2017-2021) und seiner Wahlniederlage 2020 den Wiedereinzug ins Weiße Haus schaffen.
Die amtierende Vizepräsidentin Harris hatte nach dem Verzicht von Amtsinhaber Joe Biden Ende Juli die Kandidatur der Demokratischen Partei übernommen. Sie wäre die erste Frau an der Spitze der größten Wirtschafts- und Militärmacht der Welt. Die Umfragen sagen einen extrem knappen Ausgang der Wahl voraus.
A.Magalhes--PC