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G7-Agrarrunde bemüht sich um Hilfe für Ukraine bei Getreideexporten
Angesichts der Getreidekrise in der Ukraine konzentrieren sich die Bemühungen der G7-Staaten und der EU auf Hilfen, die in dem Kriegsland feststeckenden Lieferungen zu exportieren. "Wir brauchen das Getreide auf dem Weltmarkt und die Ukraine braucht die Silos für die kommende Ernte", sagte Landwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) beim G7-Agrarministertreffen in Stuttgart. Der Ukraine sicherte er Unterstützung zu - Russland warf er eine "widerliche Form der Kriegsführung" vor.
Der Ukraine-Krieg habe "gravierende Folgen für die globale Ernährungssicherung", sagte Özdemir. Daher liefen derzeit Gespräche über konkrete Hilfen. Er bezog sich auf Alternativen "über den Landweg, über die Schiene, über die Donau". Es gehe darum, "so viel wie möglich zu retten von dem was dort an Ernte eingebracht wurde", sagte Özdemir. In der Ukraine lagern derzeit 20 Millionen Tonnen Getreide, die angesichts blockierter Lieferwege und Häfen nicht exportiert werden können.
Das zweitägige Treffen der Landwirtschaftsministerinnen und -minister der sieben größten Industriestaaten sowie von Vertretern der EU, der UNO und der OECD startete am Freitag in Stuttgart. Das Hauptaugenmerk lag am ersten Tag auf der Situation in der Ukraine.
Özdemirs ukrainischer Kollege Mykola Solskyi war auch eingeladen und berichtete über die Lage in seinem von Russland angegriffenen Land. Die Exportlage sei "schwierig" und es gehe nun um gemeinsame konkrete Schritte, wie das Getreide aus dem Land gebracht werden könne, sagte der Minister.
Die 20 Millionen Tonnen stammen aus der vergangenen Ernte. Auf den Feldern liege nun neue Saat, auch wenn sich die Hälfte der Anbaugebiete für Winterweizen in umkämpften Gebieten befinde, sagte Solskyi. Es sei, "klar, dass die Ernte in diesem Jahr viel geringer ausfallen wird als im letzten Jahr", es gehe aber dennoch um große Mengen von bis zu 40 Millionen Tonnen Getreide, die zusätzlich exportiert werden müssten.
"Das wird eine Herausforderung sein, weil die Mehrheit der ukrainischen Häfen nicht funktioniert", sagte der ukrainische Minister. Er bat um Hilfe: "Im Alleingang können wir diese Aufgabe nicht lösen." Solskyi mahnte zudem, von der Lage hingen auch die globale Situation insgesamt sowie die Verbraucherpreise ab. Nötig sei nun, dass die Schwarzmeerhäfen entsperrt werden und es müsse nach logistischen Möglichkeiten in den baltischen Häfen geschaut werden.
Özdemir machte Russland schwere Vorwürfe. Das Land wolle nicht nur "einen Konkurrenten ausschalten", sondern führe auch einen "Wirtschaftskrieg", in dem es darum gehe, sich das Eigentum von Bäuerinnen und Bauern "einzuverleiben". Russland "stiehlt" und "klaut", sagte der Minister.
Der Außenhandelsverband BGA signalisierte seine Unterstützung der Anstrengungen, das Getreide auf alternativen Routen aus der Ukraine zu bringen, und bot Hilfe seiner Unternehmen an. "Jedes Korn hilft" im Kampf gegen eine drohende globale Hungerkrise und damit verbundene Fluchtwellen, erklärte der Verband.
Am Donnerstag hatte bereits die EU-Kommission eine Reihe von Vorschlägen zu neuen Exportwegen über den Landweg vorgelegt. Sie setzt dabei auf Lkw und Güterzüge und will unter anderem an den Grenzen das Personal zur Abfertigung verstärken. Außerdem sollen neue Lagerkapazitäten in der EU für ukrainische Agrargüter ausfindig gemacht werden.
Umweltschützer mahnten, von der G7-Runde müsse ein "deutliches Signal gegen den Welthunger" ausgehen. Die Teilnehmenden müssten "das Welternährungsprogramm finanziell deutlich stärken", um besonders betroffene Regionen zu unterstützen, erklärten unter anderem Greenpeace, der BUND und der Deutsche Naturschutzring. Die begrenzte landwirtschaftliche Fläche müsse zudem "sinnvoller" genutzt werden. Lebensmittel, etwa Pflanzenöle oder Backweizen, dürften "nicht länger zu Biokraftstoff verarbeitet oder an Tiere verfüttert werden".
F.Moura--PC