Portugal Colonial - Erneute Angriffe auf Libanon: Konflikt zwischen Hisbollah und Israel droht zu eskalieren

Börse
EUR/USD -0.06% 1.0537 $
Goldpreis 0.95% 2594.8 $
Euro STOXX 50 -0.81% 4794.85
TecDAX -1% 3352.33
MDAX -0.24% 26411.07
SDAX 0.22% 13405.8
DAX -0.28% 19210.81
Erneute Angriffe auf Libanon: Konflikt zwischen Hisbollah und Israel droht zu eskalieren
Erneute Angriffe auf Libanon: Konflikt zwischen Hisbollah und Israel droht zu eskalieren / Foto: RABIH DAHER - AFP

Erneute Angriffe auf Libanon: Konflikt zwischen Hisbollah und Israel droht zu eskalieren

Nach massiven Luftangriffen droht der militärische Schlagabtausch zwischen der pro-iranischen Hisbollah und Israel weiter zu eskalieren. Die israelische Armee verkündete am Dienstag, dutzende weitere Luftangriffe auf den Libanon ausgeführt zu haben, auch in der Hauptstadt Beirut gab es demnach "einen gezielten Angriff". Die Hisbollah überzog Israels Norden erneut mit massiven Angriffen aus ihren Hochburgen im Libanon. Derweil gingen die internationalen Bemühungen um eine Deeskalation weiter. "Der Libanon steht am Rande des Abgrunds", warnte UN-Generalsekretär António Guterres zum Auftakt der Generaldebatte in New York.

Textgröße:

Israels Armee erklärte am Dienstag, "Dutzende Ziele der Hisbollah" im Südlibanon angegriffen und dabei auf Infrastruktur und Waffen der Miliz gezielt zu haben. Nach übereinstimmenden Angaben beider Seiten griff das Militär auch in der libanesischen Hauptstadt an. "Die Armee hat einen gezielten Angriff in Beirut ausgeführt", erklärte die israelische Armee.

Aus libanesischen Sicherheitskreisen verlautete, der Angriff habe dem Süden Beiruts gegolten. "Ein israelischer Angriff hat zwei Etagen in einem Wohngebäude im Gebiet Ghobeiri ins Visier genommen", hieß es. Das libanesische Gesundheitsministerium sprach zunächst von sechs Toten.

Die Hisbollah teilte ihrerseits mit, erneut Raketen auf israelische Armeestützpunkte abgefeuert zu haben, darunter auch solche vom Typ Fadi-2. Sie habe ihren Beschuss auf Militäreinrichtungen in der Nähe der nordisraelischen Stadt Haifa gerichtet.

Nach Angaben der israelischen Armee wurden am Dienstagmorgen binnen weniger Minuten mehr als 50 Geschosse auf Nordisrael abgefeuert. Die meisten konnten demnach abgefangen werden. In der Hafenstadt blieben nach Angaben eines AFP-Journalisten Schulen, Universitäten und Geschäfte geschlossen.

Am Montag hatte die israelische Armee nach eigenen Angaben rund 1600 Ziele angegriffen, um Infrastruktur der vom Iran unterstützten Schiitenmiliz in den Hisbollah-Hochburgen im Südlibanon sowie der östlichen Bekaa-Ebene zu zerstören. Dabei sei eine "große Zahl" an Hisbollah-Mitgliedern getötet worden.

Nach jüngsten Angaben der libanesischen Behörden wurden bei den israelischen Angriffen mindestens 558 Menschen getötet und mehr als 1830 weitere verletzt. Demzufolge waren 50 Kinder und 94 Frauen unter den Getöteten.

Nach UN-Angaben flüchteten Zehntausende aus den bombardierten Gegenden, um in Beirut oder in Saida, der größten Stadt im Norden Libanons, Zuflucht zu suchen. Hunderte flohen laut einem syrischen Sicherheitsbeamten ins benachbarte Syrien.

Der seit Monaten andauernde Konflikt hatte sich nach den jüngsten Explosionen von hunderten Pagern und Walkie-Talkies der Miliz und nach der Tötung einiger ihrer ranghöchsten Kommandeure erneut deutlich zugespitzt. Die Hisbollah macht Israel für die Explosionen verantwortlich und drohte mit einer "neuen Phase der Abrechnung".

Israel äußerte sich zwar nicht zur Urheberschaft der Explosionen, durch die 39 Menschen starben und tausende weitere verletzt wurden, bekannte sich aber zur Tötung der Hisbollah-Kommandeure Ibrahim Akil und Ahmed Mahmud Wahbi. Laut der Hisbollah wurden bei dem Angriff insgesamt 16 ihrer Kommandeure getötet. Nach israelischen Angaben planten diese einen Angriff auf Israel ähnlich dem der radikalislamischen Palästinenserorganisation Hamas auf Israel am 7. Oktober vergangenen Jahres.

Seit dem Angriff der Hamas und dem dadurch ausgelösten Krieg im Gazastreifen haben sich die regionalen Spannungen verschärft. Israels Norden steht seitdem unter Dauerbeschuss durch die mit der Hamas verbündete Hisbollah und reagiert auf die Angriffe mit Gegenangriffen im Libanon. Mehrere zehntausend Menschen auf beiden Seiten der Grenze sind seitdem zu Binnenflüchtlingen geworden.

Israel hat über internationale Vermittler wiederholt den Rückzug der schwerbewaffneten Schiitenmiliz, die unter anderem von Deutschland und den USA als Terrororganisation eingestuft wird, von der libanesisch-israelischen Grenze gefordert. Israels erklärtes Ziel ist eine sichere Rückkehr seiner nördlichen Bewohner.

In New York warnte UN-Generalsekretär Guterres eindringlich vor der Gefahr durch die Verschärfung der Lage. "Wir sollten alle über diese Eskalation alarmiert sein", sagte er. "Wir müssen alles tun, um zu verhindern, dass der Libanon zu einem weiteren Gaza wird."

Frankreich forderte eine Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrats zur Lage im Libanon "noch in dieser Woche". Die G7-Außenminister betonten in einer gemeinsamen Erklärung, dass "kein Land von einer Eskalation des Konflikts profitiert" und warnten vor "unvorstellbaren Konsequenzen" eines regionalen Kriegs.

Chinas Außenminister Wang Yi sagte in New York, Peking verfolge die Entwicklungen in der Region "aufmerksam, insbesondere die jüngste Explosion von Kommunikationsausrüstung im Libanon". China lehne "wahllose Angriffe auf Zivilisten entschieden" ab. Aus dem Kreml in Moskau hieß es, die Verschärfung des Konflikts berge das Risiko einer "kompletten Destabilisierung" der gesamten Region.

Die USA stellten ihrerseits im Vorfeld der UN-Generaldebatte eine Initiative zur Deeskalation in Aussicht. Deren Ziel sei es, einen "Ausweg" zu finden, der "in erster Linie eine weitere Eskalation der Kämpfe verhindert", sagte ein hochrangiger US-Regierungsvertreter.

Der iranische Präsident Massud Peseschkian sagte indes dem Sender CNN, die Hisbollah könne nicht allein in einem Konflikt gegen Israel bestehen. Er rief die internationale Gemeinschaft dazu auf, "nicht zuzulassen", dass der Libanon zu einem weiteren Gazastreifen werde.

P.Mira--PC