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Nach Explosionswellen im Libanon: Israel greift Raketenwerfer der Hisbollah an
Nach den massiven Explosionswellen im Libanon hat Israel nach eigenen Angaben zahlreiche Angriffe auf Waffensysteme der Hisbollah-Miliz im Nachbarland ausgeführt. Die seit Donnerstagnachmittag erfolgten Luftangriffe trafen rund hundert Raketenwerfer, die bereit waren, "sofort für den Beschuss von israelischem Gebiet eingesetzt zu werden", wie es in einer Mitteilung der israelischen Armee hieß. Hisbollah-Anführer Hassan Nasrallah drohte Israel als Reaktion auf die Explosion von hunderten Pagern und Funksprechgeräten der Miliz mit Vergeltung.
Die israelischen Kampfjets bombardierten nach Armeeangaben "etwa hundert Abschussrampen und zusätzliche terroristische Infrastruktur" mit insgesamt rund tausend Geschossen im Libanon. Es handelte sich um einen der schwersten israelischen Luftangriffe im Süden des Landes seit dem Beginn der Gefechte zwischen Israel und der Hisbollah im Oktober. Die pro-iranische Miliz erklärte ihrerseits, sie habe seit Donnerstagmorgen mindestens 17 Angriffe auf militärische Einrichtungen im Norden Israels ausgeführt.
Der Konflikt zwischen Israel und der Hisbollah im Libanon hat sich deutlich zugespitzt, nachdem am Dienstag und Mittwoch hunderte Pager und Walkie-Talkies der Hisbollah-Miliz gleichzeitig explodierten. Bei den in zwei Wellen erfolgten Explosionen der Geräte wurden 37 Menschen getötet und fast 3000 verletzt.
Hisbollah-Anführer Nasrallah räumte am Donnerstag einen "schweren Schlag" gegen seine Miliz ein. Israel habe mit den Explosionen "alle roten Linien überschritten", erklärte er in einer Fernsehansprache. Er drohte Israel mit "harter Vergeltung". Die Schutzmacht der Hisbollah, der Iran, drohte Israel ebenfalls mit einer "vernichtenden Antwort der Widerstandsfront".
Als "Widerstandsfront" oder "Achse des Widerstands" versteht sich eine militärische Koalition gegen Israel bestehend aus dem Iran und seinen regionalen Verbündeten, darunter die Hisbollah, die islamistische Palästinenserorganisation Hamas und die jemenitischen Huthi-Rebellen.
Die israelische Armee bekräftigte unterdessen ihre Entschlossenheit, "weiterhin die Infrastruktur (...) der Hisbollah zu zerstören, um den Staat Israel zu verteidigen". Israel nahm bisher keine Stellung zu den Explosionswellen, für die es verantwortlich gemacht wird.
Der libanesischen Vertretung bei den Vereinten Nationen zufolge wurden die Kommunikationsgeräte der Hisbollah mit Sprengstoff versehen, bevor sie in das Land gelangten.
Für Spekulationen sorgt weiterhin die Frage nach der Herkunft der explodierten Pager. Die taiwanische Staatsanwaltschaft befragte nach eigenen Angaben den Chef der Firma Gold Apollo als Zeugen. Das Unternahmen war durch einen Bericht der "New York Times" in den Fokus geraten.
Auch eine Frau mit Verbindungen zu der ungarischen Firma BAC Consulting KFT wurde in Taiwan vernommen. Sie soll demnach eine Firma namens Apollo Systems in Taipeh aufgebaut haben. BAC hatte die Pager, die später im Libanon explodierten, nach Angaben der Firma Gold Apollo unter Verwendung ihres Markennamens hergestellt. Die Chefin von BAC bestritt jedoch, die Geräte produziert zu haben und erklärte, lediglich als Zwischenhändlerin zu arbeiten.
Die bulgarischen Behörden schlossen derweil aus, dass die Pager von einer in Sofia ansässigen Firma "importiert, exportiert oder hergestellt wurden". Das Unternehmen Norta Global war in einem Bericht der ungarischen Website "Telex" mit den Pagern in Verbindung gebracht worden.
Die USA bekräftigten angesichts der jüngsten Gewalt die Notwendigkeit einer diplomatischen Lösung. Der Sprecher des US-Außenministeriums, Matthew Miller, forderte die Hisbollah zur Einstellung ihrer "terroristischen Angriffe" auf Israel auf. Hisbollah-Anführer Nasrallah könnte die Angriffe auf Israel stoppen - "und ich garantiere Ihnen, dass wir in diesem Fall Israel die Notwendigkeit klarmachen würden, sich seinerseits ruhig zu verhalten", sagte Miller am Donnerstag.
Seit Beginn des Krieges zwischen der islamistischen Palästinenserorganisation Hamas und Israel im Gazastreifen am 7. Oktober nahmen auch die Kämpfe zwischen der israelischen Armee und der Hisbollah im Libanon deutlich zu. Zehntausende Menschen auf beiden Seiten der Grenze mussten fliehen.
Durch die Gefechte wurde im Libanon laut einer Zählung der Nachrichtenagentur AFP bislang bereits mindestens 627 Menschen getötet, darunter mindestens 141 Zivilisten. Auf israelischer Seite, einschließlich der annektierten Golan-Höhen wurden nach Behördenangaben bislang 24 Soldaten und 26 Zivilisten getötet.
Aufgrund der Spannungen in der Region verlängerte die US-Fluglinie Delta die Aussetzung ihres direkten Flugverkehrs zwischen den USA und Israel bis Ende des Jahres.
H.Portela--PC