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Ukraine erneut Ziel von massiver nächtlicher Angriffswelle Russlands
Ukraine erneut Ziel von massiver nächtlicher Angriffswelle Russlands / Foto: Oleksandr GIMANOV - AFP

Ukraine erneut Ziel von massiver nächtlicher Angriffswelle Russlands

Die zweite Nacht in Folge hat Russland die Ukraine in einer massiven Angriffswelle mit Raketen und Drohnen überzogen. Dabei seien mindestens vier Menschen ums Leben gekommen, erklärten die ukrainischen Behörden am Dienstag. Der Gouverneur der russischen Grenzregion Belgorod erklärte unterdessen, ihm lägen "Informationen" über den Versuch eines ukrainischen Vorstoßes in die russische Grenzregion vor. Der Chef der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), Grossi, traf derweil zu einer Inspektion am Atomkraftwerk im russischen Kursk ein.

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Erst in der Nacht zuvor hatte der Kreml einen der schwersten Luftangriffe auf die Ukraine gestartet, der von den europäischen Verbündeten Kiews und den USA scharf kritisiert wurde. Die Attacken zielten auf Energieanlagen und töteten ebenfalls mehrere Menschen.

Russland habe 91 Geschosse abgefeuert, darunter zehn Raketen und 81 Drohnen iranischer Bauart, erklärte die ukrainische Luftwaffe am Dienstag. Die Luftabwehr habe die Hälfte der Raketen und 60 der 81 Drohnen abgefangen. "Leider wurden trotz der effektiven Arbeit unserer Luftabwehrsysteme vier Menschen getötet und 16 verletzt", teilte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj in den Onlinenetzwerken mit. An den Einschlagsorten seien Rettungsarbeiten im Gange.

Es werde eine Antwort auf die Angriffe geben, fügte Selenskyj hinzu. "Verbrechen gegen die Menschlichkeit können nicht ungestraft begangen werden."

Örtliche Behörden erklärten am frühen Dienstag, dass zwei Menschen in der südöstlichen Region Saporischschja getötet worden seien sowie zwei weitere bei einem Raketeneinschlag in einem Hotel in der zentralukrainischen Stadt Krywyj Rih.

Wenige Tage zuvor war bei einem Raketenangriff auf ein Hotel in der Stadt Kramatorsk ein für die Nachrichtenagentur Reuters arbeitender Sicherheitsberater getötet worden.

In Kiew teilte der ukrainische Stromnetzbetreiber Ukrenergo am Dienstag mit, dass es den ganzen Tag lang zu Notstromabschaltungen kommen werde, um nach den erneuten Angriffen den Druck auf das Stromnetz zu verringern. "Das ukrainische Stromnetz erholt sich derzeit von neun massiven russischen Angriffen", erklärte Ukrenergo. Es bestehe ein Stromdefizit und es würden planmäßige sowie Notfallreparaturen an den Energieeinrichtungen ausgeführt. Der Betreiber rief dazu auf, den Energiekonsum zu reduzieren.

Die Bombardements erfolgen zu einem Zeitpunkt, da die ukrainischen Kräfte eine Offensive auf die russische Grenzregion Kursk vorantreiben. Seit dem überraschenden Vorstoß vor drei Wochen hat Kiew nach eigenen Angaben weite Gebiete übernommen.

Der ukrainische Armeechef Oleksandr Syrskyj erklärte am Dienstag, dass die Soldaten nun 1294 Quadratkilomater und 100 Siedlungen in der Region Kursk kontrollierten. Zudem habe die Ukraine in der dreiwöchigen Offensive 594 russische Soldaten als Gefangene genommen.

Derweil traf IAEA-Chef Rafael Grossi zu einem Besuch in Kursk ein. Wie ein Sprecher der russischen Atombehörde Rosatom AFP mitteilte, leitet Grossi persönlich eine Mission zur Beurteilung der Lage an dem Akw nahe der Stadt Kurtschatow nach dem Vordringen der Ukraine in die Region.

Indes erklärte der Gouverneur der sowohl an Kursk als auch an die Ukraine grenzenden russischen Region Belgorod, er sei sich der Berichte über einen möglichen ukrainischen Vorstoß in seiner Region bewusst. "Es gibt Informationen, wonach der Feind versucht, die Grenze in der Region Belgorod zu überqueren", erklärte Wjatscheslaw Gladkow im Onlinedienst Telegram. Laut dem russischen Verteidigungsministerium sei die Lage an der Grenze weiterhin schwierig, aber "unter Kontrolle". Später erklärte Gladkow, dass die Ukraine mindestens drei Dörfer der Region beschossen und mit Drohnen angegriffen habe.

Der am 6. August begonnene ukrainische Vorstoß in Kursk sei "unter anderem ein Mittel, um die fehlende Reichweite zu kompensieren", hatte Selenskyj am Montag gesagt.

Seit Beginn des russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine am 24. Februar 2022 fliegt Moskaus Luftwaffe fast täglich tödliche Angriffe auf das Nachbarland. Zuletzt nahm Russland dabei wieder vermehrt Energieanlagen ins Visier. Selenskyj drängt die Verbündeten seit langem, schnell neue Luftabwehrsysteme zu liefern.

Ungeachtet der Kämpfe in Kursk treibt Moskau seine Offensive im Osten der Ukraine voran. Das russische Verteidigungsministerium erklärte am Dienstag, mit dem ukrainischen Orliwka eine weitere Ortschaft in der Nähe der strategisch wichtigen Stadt Pokrowsk erobert zu haben. Selenskyj hatte am späten Montagabend erklärt, dass sich die Verteidigung von Pokrowsk "schwierig" gestalte.

A.Aguiar--PC