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IW-Chef Hüther für ernste Prüfung des Frackings als Alternative zu russischem Gas
Zur Verringerung der Abhängigkeit Deutschlands von russischem Gas hat der Chef des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), Michael Hüther, eine ernsthafte Prüfung der umstrittenen Fracking-Technologie gefordert. "Grundsätzlich muss für einen schnellen Ausstieg aus russischem Gas jede Option geprüft und ernsthaft erwogen werden", sagte er der "Rheinischen Post" vom Mittwoch. Das gelte "selbstverständlich" auch für das Fracking und die Gasförderung in Deutschland.
Es sei auch "moralisch geboten, hierzulande alles zu tun, bevor wir andere (wie die USA) zu verstärktem Fracking mit größerer Umweltwirkung und hohen Transportkosten verpflichten", fuhr Hüther fort. Vor dem Hintergrund des russischen Angriffs auf die Ukraine hat die Debatte, schnell unabhängig von russischen Energielieferungen zu werden, an Fahrt aufgenommen. Dabei wird auch Fracking als Alternative diskutiert.
Beim Fracking wird eine Mischung aus Wasser, Sand und Chemikalien unter Druck in Gesteinsschichten gepresst, die sehr fein verteiltes Gas oder Öl enthalten, das nicht frei fließen kann. Die Schichten werden auf diese Weise aufgebrochen, um die Rohstoffe herauszudrücken.
Der Bundesverband Erdgas, Erdöl und Geoenergie (BVEG) sieht großes Potenzial für die Methode in Deutschland. Aktuell werden demnach fünf Prozent des deutschen Gasbedarfs aus heimischer, klassischer Förderung gedeckt. Mit dem Einsatz der Fracking-Technologie könnte der Anteil auf zehn Prozent steigen. Auch das werde aber Jahre dauern, sagte BVEG-Vorstand Ludwig Möhring der "Rheinischen Post". "Letztlich muss die Politik entscheiden."
Kritiker warnen bei der Fracking-Methode aber unter anderem vor Gefahren für das Grundwasser. Erst vor wenigen Tagen hatte sich Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) aus Umweltschutzgründen dagegen ausgesprochen. Es würde zudem "Jahre dauern, neue Förderungen hochzuziehen und die Genehmigungsverfahren hinzubekommen".
Auch die Grünen-Chefin von Nordrhein-Westfalen, Mona Neubaur, warnte vor dem Einsatz der Fördermethode. "Fracking-Gas aus NRW kann keinen Beitrag zur Versorgungssicherheit leisten", sagte sie der "Rheinischen Post". Es habe "gute Gründe, dass unkonventionelles Fracking seit 2017 in Deutschland bis auf wenige Probebohrungen verboten ist". Die Risiken durch Verunreinigung des Grundwassers und der Umwelt sowie durch Erdrutsche seien zu groß. Stattdessen müssten nun die Erdgas-Importe diversifiziert und Reserven besser gemanagt werden.
A.Silveira--PC