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Tote bei Angriffen auf westukrainische Stadt Lwiw
Vor der befürchteten Großoffensive in der Ostukraine hat Russland am Montag auch wieder im Westen des Landes angegriffen. Bei den Raketenangriffen auf die Stadt Lwiw, in der sich viele Flüchtlinge aufhalten, wurden nach ukrainischen Angaben mindestens sieben Menschen getötet. Auch die Kämpfe um die belagerte Hafenstadt Mariupol im Südosten der Ukraine dauerten nach Ablauf eines russischen Ultimatums weiter an. Kiew warf Moskau vor, die östlichen Teile des Landes "auslöschen" zu wollen.
Lwiw wurde am Morgen von fünf russischen Raketen getroffen. Nach Angaben von Gouverneur Maxym Kosyzky wurden vier militärische Ziele und eine Autowerkstatt angegriffen. Mindestens sieben Menschen seien getötet und elf weitere verletzt worden, darunter ein Kind.
Lwiw liegt weit von der Front entfernt in der Westukraine und wurde seit dem Beginn der russischen Invasion am 24. Februar nur selten bombardiert. Die Stadt nahe der polnischen Grenze ist Zufluchtsort und Durchgangsstation für Flüchtlinge aus dem ganzen Land.
Mariupol im Südosten des Landes dagegen wird bereits seit den ersten Tagen des Krieges von der russischen Armee belagert. Die einst über 400.000 Einwohner zählende Hafenstadt am Asowschen Meer ist inzwischen fast vollständig zerstört. Die letzten ukrainischen Truppen, aber nach ukrainischen Angaben auch zahlreiche Zivilisten haben sich auf dem riesigen Gelände eines Stahlwerks verschanzt. Nach Polizeiangaben befinden sich auch Frauen, Kinder, Babys und alte Menschen auf dem Gelände.
Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba sagte am Sonntag im US-Sender CBS: "Die Reste der ukrainischen Armee und eine große Gruppe von Zivilisten sind von den russischen Streitkräften umzingelt. Sie setzen ihren Kampf fort." Die russische Armee habe aber offenbar beschlossen, die strategisch wichtige Stadt "um jeden Preis auszulöschen". Zuvor hatte auch Regierungschef Denys Schmyhal versichert, Mariupol sei bisher "nicht gefallen".
Russland hatte den in Mariupol verbliebenen ukrainischen Soldaten und Kämpfern zuvor mit Vernichtung gedroht und ein Ultimatum zur Aufgabe bis Sonntagmittag gestellt. Präsident Wolodymyr Selenskyj drohte Moskau mit einem Ende der Waffenstillstandsverhandlungen, falls die letzten Verteidiger Mariupols getötet werden sollten. Er warf den russischen Soldaten zudem vor, den ostukrinischen Donbass bei ihrer Offensive "buchstäblich erledigen und zerstören" zu wollen.
Regierungschef Schmyhal schloss eine Kapitulation der Ukraine erneut aus. "Wenn die Russen keine Verhandlungen wollen, werden wir bis zum Ende kämpfen", sagte er im US-Sender ABC.
Selenskyj erneuerte in einem CNN-Interview seinen Vorwurf an Russland, einen "Völkermord" in der Ukraine zu begehen. Er rief US-Präsident Joe Biden und den französischen Präsidenten Emmanuel Macron auf, sich vor Ort ein Bild von der Lage zu machen. Anders als Biden hat Macron es bislang abgelehnt, die mutmaßlich von russischen Soldaten begangenen Kriegsgräuel in der Ukraine als "Völkermord" zu bezeichnen.
Das Kampfgeschehen im Ukraine-Krieg verlagert sich seit dem Rückzug der russischen Streitkräfte aus dem Großraum Kiew zunehmend auf die Ostukraine. Angesichts der befürchteten Großoffensive in den Regionen Luhansk und Donezk rufen die ukrainischen Behörden die dortigen Bewohner seit Tagen zur Flucht auf. Geplante Fluchtrouten blieben allerdings am Sonntag und Montag aus Sicherheitsgründen geschlossen. Vize-Regierungschefin Iryna Wereschtschuk warf Russland vor, immer wieder Fluchtkorridore zu blockieren und anzugreifen.
Bei Angriffen in der nahe der russischen Grenze gelegenen Millionenstadt Charkiw waren nach Angaben von Rettungskräften am Sonntag mindestens fünf Menschen getötet worden. In der Nacht zum Sonntag hatte die russische Armee nach eigenen Angaben zudem eine Munitionsfabrik im nahe Kiew gelegenen Browary zerstört. Es handelte sich um die dritte Attacke auf Waffenfabriken in der ukrainischen Hauptstadtregion seit Freitag.
Der Krieg war auch eines der Hauptthemen der Osterbotschaft von Papst Franziskus, der zu Frieden für die "leidgeprüfte Ukraine" aufrief. "Wir haben zu viel Blutvergießen, zu viel Gewalt gesehen", sagte er am Sonntag vor rund 50.000 Gläubigen auf dem Petersplatz in Rom. "Man höre auf, die Muskeln spielen zu lassen, während die Menschen leiden."
F.Ferraz--PC