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Internationales Entsetzen über Angriff mit 50 Toten auf Bahnhof in Kramatorsk
Der Bahnhof in Kramatorsk war voller Flüchtlinge, als er am Freitag von einer Rakete getroffen wurde. Mindestens 50 Menschen wurden nach ukrainischen Angaben bei dem Angriff getötet, unter ihnen fünf Kinder. Die Attacke in der ostukrainischen Stadt löste weltweit Entsetzen aus, US-Präsident Joe Biden sprach von einer "schrecklichen Gräueltat", der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj warf Russland "grenzenlose Bösartigkeit" vor. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen machte sich derweil ein Bild von den Gräueltaten im Kiewer Vorort Butscha.
Nach Angaben von Gouverneur Pawlo Kyrylenko wurden bei dem Angriff in Kramatorsk auch dutzende Menschen verletzt. 98 Menschen seien in umliegende Krankenhäuser gebracht worden. AFP-Reporter vor Ort sahen mindestens 30 Tote unter Plastikplanen und in Leichensäcken. Zuvor hatte ein AFP-Journalist am Morgen am Bahnhof hunderte Menschen gesehen, die auf einen Zug zur Flucht Richtung Westen warteten.
Vor dem Bahnhofsgebäude standen ausgebrannte Autos, am Eingang und in der Bahnhofshalle waren Blutlachen und verkohlte Sitzbänke zu sehen. Auf dem Bahnhofsvorplatz lagen die Überreste einer großen Rakete mit der russischen Aufschrift "Für unsere Kinder". Der Platz war mit verlassenen Gepäckstücken, Scherben und Splittern übersät.
Selenskyj warf Russland in einer ersten Reaktion vor, die Zivilbevölkerung seines Landes "zynisch zu vernichten". "Dies ist das grenzenlose Böse", schrieb er auf Twitter. "Und wenn es nicht bestraft wird, wird es nie aufhören."
Auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) verurteilte den Raketenangriff. "Die Bilder, die wir aus Butscha gesehen haben, aus Mariupol und vielen anderen Orten, der dramatische Angriff, den wir heute berichtet bekommen haben - all das erschüttert uns", sagte Scholz während eines Besuchs in London. "Und es ist, das muss hier mit allen klaren Worten gesagt werden, grausam."
"Die Tötungen von Zivilisten sind Kriegsverbrechen, und die Verantwortung für diese Verbrechen trägt der russische Präsident", fügte Scholz hinzu.
US-Präsident Joe Biden verurteilte den Angriff auf den Bahnhof in Kramatorsk als "eine weitere von Russland verübte schreckliche Gräueltat". Frankreichs Präsident Emmanuel sprach von einer "abscheulichen" Tat, sein Außenminister Jean-Yves Le Drian nannte den Angriff ein "Verbrechen gegen die Menschlichkeit".
Russland hat angekündigt, sich militärisch künftig auf die Donbass-Region im Osten der Ukraine zu konzentrieren. Kiew und die Regionalbehörden hatten die Bewohner der Region daher aufgefordert, in Richtung Westen zu fliehen. Beobachter gehen davon aus, dass Russland weitere Gebiete im Osten der Ukraine erobern will, um eine Landverbindung von der seit 2014 annektierten ukrainischen Halbinsel Krim zu den pro-russischen "Volksrepubliken" Donezk und Luhansk im Donbass zu schaffen.
Russland wies am Freitag jegliche Verantwortung für den Angriff auf den Bahnhof Kramatorsk zurück und beschuldigte die Ukraine: "Das Regime in Kiew" habe den Bahnhof beschossen, um die Flucht von Bewohnern zu verhindern und sie als "menschliche Schutzschilde" zur Verteidigung ukrainischer Armeestellungen zu missbrauchen, erklärte das Verteidigungsministerium in Moskau. Alle Äußerungen ukrainischer Regierungsvertreter über einen angeblich von Russland verübten Angriff auf den Bahnhof in Kramatorsk seien "eine Provokation".
Bereits nach dem Fund dutzender Leichen von Zivilisten im Kiewer Vorort Butscha vor einer Woche nach dem Abzug russischer Truppen war Russland ähnlich vorgegangen und hatte von einer "Provokation" durch die ukrainische Regierung gesprochen.
Am Freitag reisten EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell nach Kiew. Vor einem Treffen mit Selenskyj besuchten sie Butscha, wo sie zusammen mit dem slowakischen Regierungschef Eduard Heger ein Massengrab in Augenschein nahmen. "Meine Botschaft an das ukrainische Volk: Die Verantwortlichen für die Gräueltaten werden zur Verantwortung gezogen werden", schrieb von der Leyen auf Twitter.
Der österreichische Bundeskanzler Karl Nehammer brach am Freitag ebenfalls zu einem Besuch in die Ukraine auf. Am Samstag will er nach Angaben seines Büros Präsident Selenskyj und andere Regierungsvertreter treffen. Geplant sei außerdem ein Besuch in Butscha.
S.Pimentel--PC