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Russische Armee kreist Kiew immer weiter ein und verstärkt Angriffe in Südukraine
Mit Angriffen von mehreren Seiten erhöht die russische Armee den Druck auf die ukrainische Hauptstadt Kiew. Bei Luftangriffen im 40 Kilometer südlich gelegenen Wasylkiw wurde nach Angaben des Bürgermeisters am Samstag der Flughafen zerstört, ein von Raketen getroffenes Öldepot stand demnach in Flammen. Angriffe auf zivile Ziele wie Krankenhäuser und eine Moschee gab es auch in anderen Landesteilen, darunter im belagerten Mariupol.
Vorstädte im Nordwesten Kiews werden seit Tagen von schweren Luftangriffen erschüttert. Inzwischen rücken russische Panzer zudem von Nordosten her immer rascher auf Kiew vor. AFP-Reporter berichteten am Samstag von dichten Rauchwolken über den nordöstlichen Vororten Kiews. Nach Angaben des Präsidentenberaters Mychailo Podoljak befindet sich Kiew im "Belagerungszustand".
Sirenen warnten am Samstagmorgen auch in den Großstädten Odessa, Dnipro und Charkiw vor Luftangriffen. In der Schwarzmeer-Hafenstadt Mykolajiw beschoss die russische Armee mehrere Krankenhäuser, wie eine AFP-Reporterin berichtete. Getroffen wurden unter anderem eine Tagesklinik für Krebspatienten und eine Augenklinik.
Besonders dramatisch ist die Lage weiterhin in der eingekesselten Hafenstadt Mariupol, wo nach Behördenangaben in den ersten zwölf Tagen russischer Belagerung mehr als 1500 Zivilisten starben. Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba sprach von der "schlimmsten humanitären Katastrophe auf dem Planeten". Am Samstag erklärte Kulebas Ministerium, die russische Armee habe in Mariupol eine Moschee angegriffen, in der mehr als 80 Zivilisten Zuflucht gesucht hätten, darunter auch türkische Staatsbürger.
Für Samstag war erneut ein Versuch geplant, Zivilisten aus Mariupol über einen humanitären Korridor ins 200 Kilometer entfernte Saporischschja zu bringen. Kiew hatte der russischen Armee in den vergangenen Tagen immer wieder die Verhinderung ähnlicher Evakuierungsversuche vorgeworfen. Am Freitag beschuldigte Präsident Wolodymyr Selenskyj Russland zudem, die Lieferung von Essen, Wasser und Medizin nach Mariupol zu blockieren.
Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen (MSF) warnte angesichts der humanitären Krise in der Ukraine vor einer "unvorstellbaren Tragödie". "Belagerungen sind eine mittelalterliche Praxis, die im modernen Kriegsrecht aus guten Gründen geächtet ist", betonte der MSF-Experte Stephen Cornish.
Selenskyj richtete einen Video-Appell an die Mütter russischer Soldaten. "Schicken Sie Ihre Kinder nicht in den Krieg in einem fremden Land", sagte er. "Die Ukraine hat diesen schrecklichen Krieg nie gewollt." Sein Land werde sich aber verteidigen.
Selenskyj zufolge wurden seit Beginn der russischen Invasion am 24. Februar 12.000 russische Soldaten getötet. Moskau hatte in der vergangenen Woche von knapp 500 getöteten Soldaten gesprochen. Die USA gehen von 2000 bis 4000 Toten auf russischer Seite aus.
Inzwischen kämpfen auf beiden Seiten auch ausländische Kämpfer. Selenskyj warf Russland am Freitag vor, "syrische Mörder" anzuheuern, um die Ukraine zu "zerstören". Kreml-Chef Wladimir Putin hatte zuvor den Einsatz von 16.000 hauptsächlich aus dem Nahen Osten stammenden Söldnern bewilligt.
Einen neuen diplomatischen Anlauf in dem Konflikt starteten Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron, die nach Angaben des Elysée-Palastes am Samstag erneut mit Putin telefonierten.
Russland drohte derweil mit Angriffen auf westliche Waffenlieferungen in die Ukraine. Moskau habe die USA gewarnt, dass das "orchestrierte Hereinpumpen von Waffen durch eine Reihe von Staaten nicht nur ein gefährlicher Schritt ist, sondern diese Konvois auch zu legitimen Zielen" für Angriffe der Armee mache, sagte der stellvertretende Außenminister Sergej Rjabkow im russischen Staatsfernsehen.
US-Präsident Joe Biden hatte am Freitag bekräftigt, dass die USA und ihre Nato-Partner "keinen Krieg gegen Russland in der Ukraine führen" würden. "Eine direkte Konfrontation zwischen der Nato und Russland ist der Dritte Weltkrieg", sagte er.
J.V.Jacinto--PC