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Neue Kritik an Lauterbach wegen Äußerungen zu vierter Corona-Impfung
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) zieht mit seinen Äußerungen zur vierten Corona-Impfung erneut Kritik auf sich. "Ich halte das Drängeln von Herrn Lauterbach hier für fehl am Platz", sagte der FDP-Gesundheitspolitiker Andrew Ullmann der "Welt". Auch der Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Andreas Gassen, zeigte sich ungehalten.
Eine zweite Auffrischungsimpfung gegen Corona - insgesamt dann die vierte Spritze im Impfschema - wird von der Ständigen Impfkommission (Stiko) derzeit für Menschen über 70, Vorerkrankte und Pflegepersonal empfohlen. Lauterbach hatte schon im Juli gesagt, dass vier Impfungen auch für jüngere Menschen in bestimmten Fällen sinnvoll sein könnten, insbesondere wenn sie "ganz viele Kontakte" hätten. Der 59-Jährige ist selbst viermal geimpft.
In einem Interview mit den Zeitungen der Funke Mediengruppe forderte Lauterbach am Montag klare Impfempfehlungen für sämtliche Altersgruppen. "Wir sollten nicht nur sagen, was die über 70-Jährigen machen sollen. Wir müssen auch eine Antwort für den 40-Jährigen haben."
Der FDP-Politiker Ullmann sagte dazu der "Welt" vom Dienstag, die Politik solle sich nicht in die Wissenschaft und die Arbeit der Stiko einmischen. "Ich nenne das Staatsmedizin, die meistens wissenschaftsbefreit ist." Die unabhängige Stiko genieße großes Vertrauen der Ärzteschaft und der Bevölkerung und dürfe nicht infrage gestellt werden.
Der gesundheitspolitische Sprecher der Unionsfraktion, Tino Sorge (CDU), sagte der "Welt", Lauterbach setze "die Stiko über die Medien bewusst unter öffentlichen politischen Druck". Mit Wissenschaft habe das "nicht mehr viel zu tun". Lauterbach erhoffe sich eine Impfempfehlung der Stiko, die mit seiner persönlichen Meinung übereinstimmt.
Die gesundheitspolitische Sprecherin der Linksfraktion, Kathrin Vogler, äußerte ähnliche Kritik: "Es kann nicht Aufgabe des Gesundheitsministers sein - egal wie hoch seine wissenschaftliche Expertise sein mag -, die Empfehlungen des zuständigen wissenschaftlichen Fachgremiums zu konterkarieren", sagte sie der Zeitung.
KBV-Chef Gassen sagte der "Rheinischen Post", Impfempfehlungen müssten eine wissenschaftliche Grundlage haben. Zwar könne es sinnvoll sein, dass die Empfehlung für die vierte Impfung beispielsweise auf Menschen ab 60 ausgedehnt werde - "dies muss aber von der wissenschaftlichen Studienlage abhängig gemacht werden, nicht von politischen oder persönlichen Wunschvorstellungen oder von Impfstoffverfügbarkeiten".
F.Moura--PC