Portugal Colonial - Ägypter Abdel Fattah war im Hungerstreik "dem Tod nah"

Börse
TecDAX -0.56% 3333.56
DAX -0.11% 19189.19
MDAX -0.82% 26195.18
Euro STOXX 50 -0.09% 4790.33
SDAX 0.02% 13408.79
Goldpreis 1.71% 2614.7 $
EUR/USD 0.52% 1.0598 $
Ägypter Abdel Fattah war im Hungerstreik "dem Tod nah"
Ägypter Abdel Fattah war im Hungerstreik "dem Tod nah" / Foto: - - AFP

Ägypter Abdel Fattah war im Hungerstreik "dem Tod nah"

Der inhaftierte ägyptisch-britische Demokratieaktivist Alaa Abdel Fattah ist während seines Hungerstreiks nach Angaben seiner Familie "dem Tod" nahe gewesen. "Er sprach von einer Nahtoderfahrung", sagte die Tante des Aktivisten, Schriftstellerin Ahdaf Sueif, am Donnerstag nach dem ersten Besuch der Familie im Gefängnis seit fast einem Monat der Nachrichtenagentur AFP. Zuvor hatte eine seiner Schwestern von einem "deutlich verschlechterten" Gesundheitszustand gesprochen.

Textgröße:

Abdel Fattah hatte vor zwei Tagen seinen monatelangen Hungerstreik beendet.

"Als wir ihn heute sahen, war er erschöpft, schwach und verletzlich. Er war sehr, sehr dünn und lehnte sich manchmal an die Wand", sagte Ahdaf Sueif. Ihr Neffe habe seinen Hungerstreik zwar inzwischen beendet, aber er werde "keine andere Wahl haben, als den Hungerstreik bald wieder aufzunehmen, wenn sich in seinem Fall nichts tut", sagte Sueif.

Eine der beiden Schwestern des Aktivisten, Sanaa Seif, berichtete über den Besuch in dem Gefängnis nördlich von Kairo: "Wir sahen ihn in der Besucherkabine des Gefängnisses Wadi al-Natrun, mit einer Glasscheibe zwischen uns und einem sehr schwachen Headset, über das wir einzeln mit ihm sprechen konnten."

Auch seine andere Schwester, Mona Seif, hatte den Gefängnisbesuch zuvor als "beunruhigend" bezeichnet. "Alaas Zustand hat sich in den vergangenen zwei Wochen deutlich verschlechtert", schrieb sie am Donnerstag im Kurzbotschaftendienst Twitter. Er habe es "so sehr gebraucht", seine Familie zu sehen, fügte sie hinzu.

Am Donnerstag durften die Familie den Regierungskritiker zum ersten Mal seit Wochen im Gefängnis besuchen. In den vergangenen Wochen hatten die Gefängnisbehörden wiederholt den Zutritt verweigert.

Abdel Fattah hatte am Mittwoch nach Angaben seiner Familie seinen monatelangen Hungerstreik beendet. In einem kurzen Brief bat er seine Mutter am Montag, beim Besuch am Donnerstag "einen Kuchen mitzubringen".

"Ich möchte meinen Geburtstag mit euch feiern", schrieb der Aktivist, der am Freitag 41 Jahre alt wird. Gründe für seine Entscheidung, den Hungerstreik abzubrechen, nannte er nicht. Seine Familie hatte befürchtet, er würde zwangsernährt.

Am 11. November hatte die Familie einen Antrag auf Begnadigung durch den ägyptischen Präsidenten Abdel Fattah al-Sisi gestellt.

Abdel Fattah hatte monatelang als Protest gegen seine Inhaftierung nicht mehr als 100 Kalorien täglich zu sich genommen, am 2. November dann hörte er ganz zu essen und am 6. November auch zu trinken auf.

Abdel Fattah war eine wichtige Figur des Arabischen Frühlings 2011 in Ägypten - der Revolution, die zum Sturz des langjährigen Machthabers Husni Mubarak führte. Der Aktivist und Blogger wurde 2021 zu fünf Jahren Haft verurteilt. Inhaftiert ist er bereits seit 2019. Abdel Fattah soll "Falschinformationen" verbreitet haben - ein in Ägypten gängiger Vorwurf gegen Regierungskritiker.

Angesichts der zu Ende gehenden Weltklimakonferenz im ägyptischen Scharm el-Scheich erfährt sein Fall derzeit große Aufmerksamkeit. Hunderte Menschen demonstrierten auf der Klimakonferenz für seine Freilassung sowie die Freilassung anderer Aktivisten. Nach Angaben von Menschenrechtsgruppen werden in Ägypten etwa 60.000 politische Gefangene unter brutalen Bedingungen und in überfüllten Zellen festgehalten.

Mehrere Redner auf dem Gipfel schlossen zudem mit den Worten "Ihr seid noch nicht besiegt" - dem Titel von Abdel Fattahs Buch. "Wir hoffen, dass die weltweite Aufmerksamkeit für Alaas Fall und die Zehntausende von Menschen, die ihm jetzt beistehen, zu seiner Freilassung führen werden", sagte Ahdaf Sueif.

Ihr Neffe wisse nichts von den Massenprotesten, sagte sie weiter. "Er wusste überhaupt nicht, was in der Welt da draußen passiert". Da der Gipfel in den kommenden Tagen zu Ende geht, befürchtet die Familie des Aktivisten, dass die Aufmerksamkeit für den Fall nachlassen könnte.

G.Machado--PC