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Aktivisten: Bischof in Nicaragua "gewaltsam" aus Residenz geholt
In Nicaragua ist ein regierungskritischer Bischof nach Angaben von Menschenrechtsaktivisten "gewaltsam" von den Sicherheitskräften aus seiner Residenz fortgebracht worden. Der Aufenthaltsort von Bischof Rolando Álvarez sei seither unbekannt, sagte am Freitag die Vorsitzende der nicaraguanischen Menschenrechtsorganisation Cenidh, Vilma Nuñez, der Nachrichtenagentur AFP.
Zuvor hatte Álvarez' Diözese mitgeteilt, dass die Polizei in die Residenz des katholischen Bischofs in der Stadt Matagalpa eingedrungen sei. "SOS. Dringend. In diesem Moment dringt die nationale Polizei in den Bischofssitz (...) ein", schrieb die Diözese im Onlinenetzwerk Facebook.
Die Polizei hatte die Residenz des Bischofs seit zwei Wochen umzingelt, womit der 55-Jährige de facto unter Hausarrest stand. Mit ihm war ein Dutzend Geistliche und Laien in dem Gebäude eingeschlossen gewesen. Álvarez hatte zuvor die Schließung von katholischen Sendern durch die Behörden kritisiert.
Die Regierung des linksgerichteten Staatschefs Daniel Ortega wirft Álvarez vor, "gewalttätige Gruppen" zu organisieren und den nicaraguanischen Staat "destabilisieren" zu wollen.
Die Regierung des zentralamerikanischen Landes hatte nach Angaben von Cenidh zuletzt ihr Vorgehen gegen katholische Geistliche verstärkt. So mussten im Juni die Schwestern der nicaraguanischen Niederlassung der Ordensgemeinschaft Missionarinnen der Nächstenliebe das Land verlassen. Diese Gemeinschaft war von der heiliggesprochenen Mutter Teresa gegründet worden.
Die Beziehungen zwischen der nicaraguanischen Regierung und der katholischen Kirche sind seit 2018 stark angespannt. Damals hatten Demonstranten, die den Rücktritt Ortegas forderten, Zuflucht in Kirchen gefunden. Der Präsident wirft dem katholischen Klerus vor, zusammen mit der US-Regierung ein Komplott zu seinem Sturz zu schmieden.
Erst am vergangenen Mittwoch hatten 26 Staats- und Regierungschefs aus Lateinamerika und Spanien gemeinsam an Papst Franziskus appelliert, sich "entschlossen" für die Religionsfreiheit in Nicaragua einzusetzen.
Der ehemalige Guerillakommandant Ortega ist seit 2007 in Nicaragua ununterbrochen an der Macht. Seine Kritiker werfen ihm vor, einen zunehmend autoritären Regierungsstil entwickelt zu haben. Ortega hatte das Land zuvor bereits zwischen 1979 und 1990 regiert, nachdem die von ihm angeführte Sandinisten-Guerilla den Diktator Anastasio Somoza gestürzt hatte.
J.Pereira--PC