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Wir sind Kirche fordert "Schuldeingeständnis" von emeritiertem Papst Benedikt
Die katholische Laienorganisation Wir sind Kirche hat den emeritierten Papst Benedikt XVI. nach der Veröffentlichung eines belastenden Gutachtens zu dessen Umgang mit früheren Missbrauchsfällen zu einem "persönlichen Schuldeingeständis" aufgefordert. Ein solcher Schritt wäre "ein dringend notwendiger Akt und gleichzeitig ein großes Vorbild für andere Bischöfe und Verantwortungsträger weltweit", erklärte die reformorientierte Bewegung am Donnerstag.
In einem am Donnerstag vorgestellten juristischen Gutachten werden Benedikt XVI. schwere Versäumnisse im Umgang mit Missbrauchsfällen durch Kleriker während seiner Zeit als Erzbischof von München und Freising vorgeworfen. Demnach unternahm der Geistliche, der damals den Namen Joseph Ratzinger führte, in vier Fällen nichts gegen die Beschuldigten. Interesse an Opfern habe er zugleich nicht gezeigt.
Wir sind Kirche warf Benedikt XVI. zugleich vor, während seiner Zeit als Präfekt der Glaubenskongregation in Rom noch 2001 alle Missbrauchsfälle weltweit als "päpstliche Geheimnis" eingestuft und unter entsprechende Verschwiegensheitsvorschriften gestellt zu haben. Auch daran müsse "in diesem Zusammenhang" erinnert werden.
Die Organisation warnte zugleich davor, die Diskussion um das Münchner Gutachten nur auf die Rolle Ratzingers zu fokussieren oder in einen Streit über gutachterliche Methoden zu verfallen. Der Bericht zeige vielmehr, dass die katholische Kirche viele Jahre und teilweise bereits Jahrzehnte nach Bekanntwerden erster Missbrauchsskandale "immer noch am Anfang der Aufarbeitung steht". Der Staat müsse einschreiten und diese Aufgabe "mit übernehmen".
Auch die von Frauen getragene kirchliche Reformbewegung Maria 2.0 übte nach der Vorstellung des Gutachtens scharfe Kritik an der Kirche. Alle in dem Bericht genannten Amtsträger hätten sich in einem System schuldig gemacht, sagte deren Initiatorin Lisa Kötter den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. Die Kirche müsse "aufhören so zu tun", als könne sie die Taten "innerhalb ihres Systems" selbst aufklären. Das müssten der Staat oder andere Institutionen tun.
A.Magalhes--PC