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"Kokain-Schwemme" in Deutschland: BKA-Chef warnt vor Verbreitung harter Drogen
Der Präsident des Bundeskriminalamtes (BKA), Holger Münch, hat vor einer Verbreitung harter Drogen in Deutschland gewarnt. Es gebe auf dem Drogenmarkt eine "Kokain-Schwemme", sagte Münch den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland (Dienstagausgaben). Kokain verbreite sich "in Deutschland sehr stark", weil der Markt in Nordamerika gesättigt sei und sich der Drogenhandel "stärker auf Europa konzentriert".
Die Menge des international geschmuggelten Kokains ist in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen, Ermittler fangen vor allem in Seehäfen wie Hamburg immer wieder Lieferungen mit Drogenmengen von einigen hundert bis mehreren tausend Kilogramm ab. Sogenannte Innentäter in den Häfen mit Zugriff auf interne Systeme gelten dabei als wichtige Helfer. Erst im April wurden in Hamburg zwei ehemalige Hafenmitarbeiter wegen Kokainhandels zu langjährigen Haftstrafen verurteilt.
Im Jahr 2023 gelang deutschen Ermittlern der bislang größte Schlag gegen den Kokainhandel in der Bundesrepublik. Ermittler fingen im Zuge eines umfangreichen Ermittlungsverfahrens insgesamt 35,5 Tonnen im Straßenverkaufswert von etwa 2,6 Milliarden Euro ab. Allein rund 24,5 Tonnen Kokain wurden in Seefrachtcontainern im Hamburger Hafen gefunden.
Die Gesamtmenge des im Jahr 2023 in Deutschland beschlagnahmten Kokains belief sich dem BKA-Lagebericht zufolge auf eine Rekordmenge von 43 Tonnen. Das war mehr als doppelt soviel wie im Vorjahr. Die deutschen Sicherheitsbehörden erfassten 2023 insgesamt 55.532 Fälle von Rauschgifthandel, darunter 6421 Kokainhandelsdelikte. Der Konsum und Handel mit Kokain stieg dem BKA zufolge um mehr als 27 Prozent.
Südamerika ist das Hauptproduktionsgebiet für Kokain, das von dort in riesigen Mengen hauptsächlich in Containern über den normalen Seefrachtverkehr illegal auf die globalen Schwarzmärkte gelangt. Europäische Häfen wie Rotterdam in den Niederlanden, Antwerpen in Belgien sowie Hamburg gelten als Einfallstore.
Sicherheitsbehörden in Südamerika und Europa versuchen mit verstärkter Zusammenarbeit und mehr Kontrollen gegen den Handel vorzugehen. Anfang 2024 gründeten mehrere EU-Staaten, darunter Deutschland, eine europäische Allianz gegen den zunehmenden Kokainschmuggel über ihre Häfen.
Münch verwies zugleich auf Gefahren durch Veränderungen im Heroin-Markt, "weil die Taliban den Anbau von Opium in Afghanistan unterbunden haben". Dadurch scheine "eine Verknappung einzutreten - und damit das Risiko einer Vermischung mit synthetischen Opioiden und einem deutlich höheren Risiko für Konsumenten". Münch verwies dabei auf das Opioid Fentanyl und die Toten, die dadurch in den USA zu beklagen seien.
Eine Entlastung der Ermittlungsbehörden durch die Cannabis-Legalisierung sieht Münch unterdessen nicht. Diese könne "keine Wirkung auf den Schwarzmarkt haben", denn die zugelassenen Cannabis-Clubs könnten den Bedarf nicht mal ansatzweise decken, sagte der BKA-Chef. Zu beobachten sei vielmehr, dass die polizeiliche Verfolgung schwieriger geworden sei. "Wenn man 25 Gramm legal in der Tasche haben darf, dann ist ein Ameisenhandel schwerer nachweisbar."
Die von der Ampel-Regierung beschlossene teilweise Legalisierung von Cannabis war im vergangenen April in Kraft getreten. Besitz und kontrollierter Anbau zum privaten Gebrauch in Anbau-Vereinigungen - den so genannten Clubs - sind erlaubt, allerdings mit Einschränkungen. Erwachsene dürfen bis zu 25 Gramm Cannabis in der Öffentlichkeit bei sich haben.
C.Cassis--PC