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Hochwasser-Lage in Mittel- und Osteuropa weiter angespannt - Mindestens 17 Tote
In Mittel- und Osteuropa haben am Montag zahlreiche Orte weiter unter den Folgen von Überschwemmungen gelitten. In Österreich, Tschechien, Polen und Rumänien kamen bis Montag mindestens 17 Menschen in den Fluten ums Leben. Die deutschen Behörden boten den betroffenen Ländern technische Unterstützung an und behielten die Hochwasser-Lage an Oder und Elbe im Auge.
Das Sturmtief "Anett", das international "Boris" genannt wird, hat in den betroffenen Ländern seit Freitag für sintflutartige Regenfälle und Überschwemmungen gesorgt. Auch in Sachsen sind die Pegelstände der Elbe angesichts des Dauerregens in den Nachbarländern Tschechien und Polen weiter gestiegen.
In Österreich, wo vor allem im Bundesland Niederösterreich ganze Landstriche unter Wasser stehen, kamen zwei weitere Menschen ums Leben. Die beiden Männer im Alter von 70 und 80 Jahren wurden in der Nacht zum Montag in Niederösterreich tot aufgefunden, wie die Polizei mitteilte. Sie waren demnach in zwei verschiedenen Dörfern von den steigenden Wassermassen in ihren Häusern eingeschlossen worden und ertrunken. Am Sonntag war in Niederösterreich bereits ein Feuerwehrmann bei Auspumparbeiten ums Leben gekommen.
Ganz Niederösterreich war am Sonntag zum Katastrophengebiet erklärt worden. Nach Angaben von Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner brachen in dem Bundesland zwölf Deiche, 13 Ortschaften waren am Montag immer noch von der Außenwelt abgeschnitten, viele Straßen und Bahnstrecken weiterhin gesperrt.
Bundeskanzler Karl Nehammer erklärte vor Journalisten, die Lage sei im Osten Österreichs "weiterhin ernst". Er kündigte die Bereitstellung von 300 Millionen Euro an Hilfsgeldern über den Katastrophenfonds des Landes an.
Die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) verlängerten ihre seit Freitag geltende Reisewarnung noch bis Donnerstag. Die Bahn bat Fahrgäste am Sonntagabend "eindringlich" darum, "von nicht unbedingt notwendigen Reisen abzusehen". In weiten Teilen Niederösterreichs ist der Bahnverkehr weiterhin massiv eingeschränkt, weil etwa 40 Strecken unter anderem von und nach Wien wegen des Hochwassers gesperrt sind. Auch sämtliche Nightjet-Verbindungen fallen aus.
In Wien war auch der U-Bahnbetrieb weiter eingeschränkt. Weil der Wienfluss und der Donaukanal stark angeschwollen sind, wurde der Betrieb von vier Linien teilweise eingestellt. In der Stadt ist laut Bürgermeister Michael Ludwig zudem die Angst vor einer zweiten Flutwelle weiterhin groß.
In Wien saßen zudem 102 Passagiere eines Flusskreuzfahrtschiffes fest. Das Schiff konnte wegen der Sperre der Donau für die Schifffahrt nicht wie geplant nach Budapest fahren. Es konnte aber auch niemand von Bord gehen, weil der Steg zum Pier überflutet war. Insgesamt waren 70 Schiffe und Boote gezwungen, ihre Reise zu unterbrechen und in Wien anzulegen.
Auch in Tschechien verzeichneten die Behörden am Montag drei weitere Todesopfer. Unter anderem sei in der Nähe von Bruntal im Nordosten des Landes ein Mensch im Fluss Krasovka ertrunken, sagte Polizeichef Martin Vondrasek. Acht Menschen würden noch vermisst. In der vom Hochwasser verwüsteten Stadt Krnov begannen am Montag erste Aufräumarbeiten.
In den Hochwassergebieten in Polen stieg die Zahl der Todesopfer auf vier, wie Polizeisprecherin Katarzyna Nowak am Montag sagte. Die polnische Regierung kündigte für die Flutgebiete Soforthilfen in Höhe von mindestens einer Milliarde Zloty (230 Millionen Euro) an. "Wir haben vorerst eine Reserve von einer Milliarde Zloty für die von den Überschwemmungen betroffenen Orte und Menschen bereitgestellt", gab Ministerpräsident Donald Tusk bekannt. Die Hilfsgelder könnten ab sofort unbürokratisch beantragt werden.
In Rumänien sind durch Starkregen und Überschwemmungen bisher mindestens sieben Menschen ums Leben gekommen. In Ungarn bereiteten sich die Behörden unterdessen auf eine Verschlechterung der Lage vor: Die Regierung entsandte mehr als 350 Soldaten zur Verstärkung von Hochwasserbarrieren entlang der Donau und mehrerer Nebenflüsse.
Die Bundesregierung bot Polen und den anderen von Hochwasser betroffenen Ländern in der Nachbarschaft Deutschlands technische Unterstützung an. Einsatzkräfte des Technischen Hilfswerks (THW) in Deutschland stünden "bereit, um sofort zu unterstützen, wenn Hilfe angefordert wird", erklärte Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD). Das THW beobachte auch die Lage an Elbe und Oder und sei auch "einsatzbereit, bei Hochwasserlagen in Deutschland zu unterstützen". In Dresden wurden zum Schutz der Altstadt vor dem Elbehochwasser mobile Hochwasserschutzelemente aufgestellt.
Ab Dienstag wird in der Katastrophenregion mit nachlassenden Niederschlägen gerechnet. Eine Analyse des europäischen Forschungskonsortiums ClimaMeter ist zu dem Ergebnis gekommen, dass der Starkregen in Mittel- und Osteuropa "größtenteils" auf den vom Menschen verursachten Klimawandel zurückzuführen ist. Starkregen-Ereignisse wie dieses sind heute demnach bis zu 20 Prozent intensiver als noch am Ende des vergangenen Jahrhunderts.
M.A.Vaz--PC