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Papst Franziskus mahnt in Osttimor Kampf gegen Kindesmissbrauch an
Es ist die dritte Station seiner Asienreise: Papst Franziskus ist am Montag in Osttimor eingetroffen. In einer Rede vor Regierungsvertretern und Diplomaten in der Hauptstadt Dili rief er dazu auf, Kindesmissbrauch entschieden entgegenzutreten. Die katholische Kirche in dem südostasiatischen Inselstaat war in den vergangenen Jahren von mehreren Missbrauchsskandalen erschüttert worden. "Wir sind alle aufgerufen, alles zu tun, um jede Art von Missbrauch zu verhindern", sagte der Papst.
"Wir dürfen die vielen Kinder und Jugendlichen nicht vergessen, deren Würde verletzt wurde", fügte Franziskus in seiner Rede hinzu. "Das Phänomen zeigt sich überall auf der Welt." Franziskus ging weder auf einen konkreten Fall ein, noch räumte er eine Verantwortung des Vatikans ein.
In Osttimor hatte unter anderem der Fall des Bischofs Carlos Ximenes Belo für Schlagzeilen gesorgt, der 1996 für seinen gewaltfreien Kampf für die Unabhängigkeit von Indonesien mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet worden war. Ihm wurde der jahrzehntelange Missbrauch von Jungen zur Last gelegt. Deswegen wurde der Bischof, der sein Amt 2002 aufgegeben hatte, im Jahr 2020 vom Vatikan sanktioniert. Die Strafmaßnahmen wurden aber erst 2022 publik. In einem anderen Fall wurde der ehemalige US-Priester Richard Daschbach 2021 wegen zahlreicher Sexualverbrechen in einem Kinderheim in Osttimor zu zwölf Jahren Haft verurteilt.
Der Papst war nach seiner Landung in Dili vom osttimorischen Präsidenten José Manuel Ramos-Horta empfangen worden. Zehntausende katholische Gläubige säumten die Straßen der Stadt, um den Pontifex zu begrüßen, der in einem offenen Wagen an ihnen vorbeifur. Viele Zuschauer hielten gelb-weiße Regenschirme in den Farben des Vatikans hoch.
Die Behörden hatten in Vorbereitung des Papst-Besuches Straßenverkäufer in Dili umgesiedelt. Nach Angaben von Menschenrechtsgruppen wurden auch Behelfsunterkünfte entlang der Straßen abgerissen. Das Vorgehen rief Kritik in den Onlinenetzwerken hervor.
Franziskus ist der erste Papst, der seit der Unabhängigkeit Osttimors von Indonesien im Jahr 2002 das Land besucht. 98 Prozent der 1,3 Millionen Bewohner der ehemaligen portugiesischen Kolonie sind Katholiken. Osttimor zählt zu den ärmsten Ländern der Welt. Für den Papst-Besuch hat die Regierung zwölf Millionen Dollar (10,8 Millionen Euro) ausgegeben. Allein der Altar für die Messe mit Franziskus am Dienstag, zu der 700.000 Menschen erwartet werden, kostete eine Million Dollar.
Franziskus hatte seinen zwölftägigen Besuch in Asien und der Pazifikregion am vergangenen Dienstag in Indonesien begonnen. Anschließend reiste er nach Papua-Neuguinea weiter. Nach Osttimor steht schließlich noch Singapur auf dem Reiseprogramm des seit längerem gesundheitlich angeschlagenen Papstes.
Während seiner bisher längsten Auslandsreise wird das Oberhaupt der katholischen Kirche insgesamt rund 32.000 Kilometer zurücklegen und 43 Stunden im Flugzeug verbringen. Die Reise war ursprünglich für 2020 geplant, wurde aber wegen der Corona-Pandemie verschoben und findet nun drei Monate vor Franziskus' 88. Geburtstag statt.
A.F.Rosado--PC