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Berufungsprozess zum Lkw-Anschlag von Nizza hat in Paris begonnen
Acht Jahre nach dem Lkw-Anschlag in Nizza mit 86 Toten hat am Montag in Paris der Berufungsprozess gegen zwei Bekannte des von der Polizei erschossenen Täters begonnen. Der 48 Jahre alte Mohamed Ghraieb und der 44 Jahre alte Chokri Chafroud waren in erster Instanz wegen Bildung einer terroristischen Vereinigung zu je 18 Jahren Haft verurteilt worden.
"Die Opfer hoffen darauf, dass die Strafen bestätigt oder noch ausgeweitet werden", sagte die Anwältin Olivia Chalus-Penochet, die mehrere Nebenkläger vertritt. Die Richter waren in der ersten Instanz unter der Höchststrafe von 20 Jahren geblieben. Insgesamt haben sich 2500 Menschen als Nebenkläger gemeldet. Etwa 230 von ihnen wollen vor Gericht aussagen, unter ihnen auch mehrere Minderjährige.
"An dem Tag waren etwa 3000 Kinder auf der Promenade. Etwa 700 von ihnen wurden nach dem Anschlag psychologisch betreut", sagte Marie-Pierre Lazard, Anwältin einer Opfervereinigung.
Der 31 alte Tunesier Mohamed Lahouaiej-Bouhlel, der am französischen Nationalfeiertag am 14. Juli 2016 mit einem Lastwagen in eine Menschenmenge auf der Uferpromenade von Nizza gefahren war, hatte nach Ansicht der Richter so viele Menschen wie möglich töten wollen. Er steuerte den 19 Tonnen schweren Lastwagen gezielt im Zickzack und hielt auch auf einen Bonbonstand zu, um den sich mehrere Kinder geschart hatten.
Zu den Opfern zählen auch drei Berlinerinnen: eine Lehrerin und zwei Schülerinnen der Paula-Fürst-Gemeinschaftsschule aus Berlin-Charlottenburg waren auf Klassenfahrt gewesen.
Die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) hatte den Anschlag nach den Worten des Richters "aus opportunistischen Gründen" für sich reklamiert. Es habe aber keine Beweise für die Verbindung des Täters zu irgendeiner Organisation gegeben, sagte der Richter. Der Täter erschien in den Aussagen aus seinem Umfeld als jemand, der von Gewalt fasziniert und von Sex besessen war, der seine Frau prügelte und zahlreiche Affären hatte. Er hatte sich erst wenige Monate vor dem Anschlag der Ideologie des Dschihadismus verschrieben.
Die beiden Angeklagten im Berufungsprozess hatten nach Ansicht der Richter der ersten Instanz von der Radikalisierung des Täters gewusst und waren an der Vorbereitung der Tat beteiligt gewesen. Sie waren unter anderem mit ihm in dem Lastwagen gewesen, als er den Anschlagsort abgefahren war. Einer von ihnen hatte in einem Facebook-Chat mit dem Täter davon gesprochen, einen Lastwagen in eine Menschenmenge zu fahren.
Beide Angeklagten wiesen die Vorwürfe zurück. Ihre Anwälte erklärten, dass sie erneut auf Freispruch plädieren wollten.
Der Anschlag von Nizza diente möglicherweise auch als Modell für den Anschlag des Tunesiers Anis Amri auf dem Weihnachtsmarkt am Berliner Breitscheidplatz wenige Monate später.
Sechs weitere Angeklagte, die in erster Instanz unter anderem wegen Waffenhandels zu Haftstrafen zwischen zwei und zwölf Jahren verurteilt worden waren, verzichteten darauf, in Berufung zu gehen.
A.Motta--PC