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Mindestens 99 Tote bei Waldbränden in Chile
Durch die verheerenden Waldbrände in Chile sind nach neuen Angaben mindestens 99 Menschen ums Leben gekommen. Wie die Gerichtsmedizin des südamerikanischen Landes am Sonntag mitteilte, konnten zunächst nur 32 Opfer identifiziert werden. Zuvor hatte Präsident Gabriel Boric bei einem Besuch in Quilpué westlich der besonders betroffenen Küstenstadt Viña del Mar von 64 Toten gesprochen.
Es handele sich um "die größte Tragödie" seit dem starken Erdbeben mit mehr als 500 Toten von 2010, sagte Boric bei seinem Besuch in der Region Valparaíso und warnte, die Zahl der Toten werde noch erheblich steigen. Die Bürgermeisterin von Viña del Mar, Macarena Ripamonti, und der Gouverneur von Valparaíso, Rodrigo Mundaca, sagten, mehrere Hundert Menschen würden derzeit noch vermisst.
Die Feuer zerstörten nach Angaben der Behörden schon fast 26.000 Hektar Land. Ganze Wohnviertel in Viña del Mar brannten nieder, an den Straßen standen auch ausgebrannte Autos. Tausende Bewohner hatten am Freitag mehrere Stunden lang festgesessen, als sie mit dem Auto zu fliehen versuchten. Zehntausende Hektar Wald wurden vernichtet.
Den dritten Tag in Folge kämpften am Sonntag 1400 Feuerwehrleute sowie 1300 Soldaten und Freiwillige gegen dutzende Brände im Zentrum und im Süden des Landes. Laut der Katastrophenschutzbehörde Senapred loderten am Sonntagmorgen noch 34 Brände, 43 waren demnach unter Kontrolle.
"Hier steht kein einziges Haus mehr", erzählte die 67-jährige Rentnerin Lilian Rojas, die in der bei Touristen beliebten Küstenstadt Viña del Mar in der Nähe des Botanischen Gartens wohnte. Das Feuer habe sie binnen weniger Minuten überrascht. "Ich bin rausgegangen, um zu schauen, und die Leute rannten schon. Ich bin rausgegangen, habe die Tür zugezogen und bin weg", sagt sie und zeigt auf ihr rosafarbenes Kleid: "Das ist das einzige, was mir geblieben ist."
"Das war ein Inferno", sagte Rodrigo Pulgar, der sein Haus in El Olivar, einem Stadtteil von Viña del Mar, verlor. Er habe noch versucht, seinem Nachbarn zu helfen, als plötzlich sein eigenes Haus in Flammen stand. "Es regnete Asche", sagte er.
Die 63-jährige Rosana Avendano war nicht zu Hause, als das Feuer in El Olivar ausbrach. "Es war schrecklich, wir haben alles verloren", sagte sie der Nachrichtenagentur AFP. Sie habe stundenlang um das Leben ihres Mannes gebangt, schließlich sei es ihr aber gelungen, ihn zu erreichen.
Viña del Mar liegt in der Touristenregion Valparaíso und ist etwa eineinhalb Autostunden von der Hauptstadt Santiago de Chile entfernt. In den Sommermonaten ist die Stadt ein beliebter Urlaubsort. Bürgermeisterin Ripamonti sprach von einer "beispiellosen Katastrophe". Eine Krise "dieser Größenordnung hat es in der Region Valparaíso noch nie gegeben", sagte sie.
Seit Mittwoch herrschten im Landesinneren und in der Hauptstadt Santiago Temperaturen um 40 Grad. Die Hitze hängt Experten zufolge mit dem Wetterphänomen El Niño zusammen, das durch eine Erwärmung des Oberflächenwassers im Pazifik gekennzeichnet ist und weltweit Auswirkungen hat.
Nach Angaben von Innenministerin Carolina Tohá verbesserten sich die Wetterbedingungen. Sie beschrieb ein für die Pazifikküste typisches Wetterphänomen mit vielen Wolken, hoher Luftfeuchtigkeit und niedrigeren Temperaturen. "Die aktuellen Bedingungen sind günstiger, um sich um die Opfer zu kümmern und die Brände unter Kontrolle zu bringen", sagte sie. Das Feuer in Las Tablas, das größte in der Region Valparaíso, sei aber immer noch aktiv und habe einen "Umfang von 80 Kilometern", fügte die Innenministerin hinzu.
Auch andere Länder in Südamerika sind von Bränden infolge der Dürre betroffen. In Argentinien kämpft die Feuerwehr seit Ende Januar gegen ein riesiges Feuer, das schon mehr als 3000 Hektar Land im Nationalpark Los Alerces zerstört hat. Nach Chile und Kolumbien bedroht die aktuelle Hitzewelle in den kommenden Tagen Argentinien, Paraguay und Brasilien.
O.Salvador--PC