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Erste Hinrichtung mit Stickstoffgas in den USA - UNO prangert mögliche Folter an
Erste Hinrichtung mit Stickstoffgas in den USA - UNO prangert mögliche Folter an / Foto: PAUL BUCK - AFP/Archiv

Erste Hinrichtung mit Stickstoffgas in den USA - UNO prangert mögliche Folter an

In den USA ist erstmals ein zum Tode verurteilter Häftling mit Stickstoffgas hingerichtet worden. Der wegen Mordes verurteilte Kenneth Smith wurde im US-Bundesstaat Alabama am Donnerstagabend im Gefängnis der Stadt Atmore mit der umstrittenen neuen Hinrichtungsmethode getötet, wie Alabamas Generalstaatsanwalt Steve Marshall mitteilte. Die UNO verurteilte die Methode als mögliche "Folter" und auch die EU übte scharfe Kritik.

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Der 58-Jährige wurde nach Angaben des Generalstaatsanwalts um 20.25 Uhr Ortszeit für tot erklärt, 29 Minuten nach Beginn der Hinrichtung. Bei der sogenannten Stickstoff-Hypoxie wird dem Häftling über eine Gesichtsmaske reiner Stickstoff zugeführt, wodurch er keinen Sauerstoff einatmen kann und stirbt.

Ein Journalist des Nachrichtenportals "AL.com" berichtete, Smith habe sich zwei bis vier Minuten lang gewunden und gestrampelt, "gefolgt von etwa fünf Minuten schwerer Atmung". Der Leiter der Gefängnisbehörde von Alabama, John Hamm, sagte, der 58-Jährige habe offenbar versucht, "den Atem so lange wie möglich anzuhalten".

Generalstaatsanwalt Steve Marshall bezeichnete die Hinrichtung als "historisch". Der Todeskandidat Smith beklagte hingegen in seinen letzten Worten, dass Alabama "die Menschheit heute einen Schritt zurückgeworfen hat", wie ein Reporter des Senders CBS berichtete.

Alabama ist einer von drei US-Bundesstaaten, die eine Hinrichtung mit Stickstoffgas erlauben. Bislang war diese Methode in den USA aber noch nie angewandt worden.

Der Fall hatte bereits im Vorfeld international für scharfe Kritik gesorgt. Nach Smiths Hinrichtung erklärte UN-Menschenrechtskommissar Volker Türk am Freitag, die neuartige und unerprobte Methode des Erstickens durch Stickstoffgas könne womöglich "Folter oder einer grausamen, unmenschlichen oder erniedrigenden Behandlung gleichkommen". Ein EU-Sprecher sagte, nach Einschätzung von Experten handele es sich um eine "besonders grausame" Methode.

Auch die Nichtregierungsorganisation Death Penalty Information Center sprach von einer "unerprobten" Hinrichtungsmethode, die vermutlich weltweit erstmals angewandt wurde.

Smith war zum Tode verurteilt worden, nachdem er 1988 im Auftrag eines Pastors dessen Ehefrau ermordet hatte. Das Todesurteil sollte 2022 mit einer Giftspritze vollstreckt werden. Damals gelang es Gefängnismitarbeitern aber nicht, einen Zugang zur Verabreichung des Giftes zu legen.

Deswegen wurde Smith nun mit Stickstoffgas hingerichtet. Mehrere Versuche, die Hinrichtung mit juristischen Mitteln zu stoppen, waren zuvor gescheitert, unter anderem vor dem Supreme Court in Washington.

Smith hatte im Dezember in einem Radio-Interview gesagt, er habe unglaubliche Angst vor der Hinrichtung. Er sei noch "traumatisiert" vom 2022 gescheiterten Hinrichtungsversuch. "Alle sagen mir, dass ich leiden werde."

Der Bundesstaat Alabama hatte in einem Gerichtsdokument argumentiert, der Einsatz von Stickstoffgas sei "vielleicht die humanste jemals entwickelte Hinrichtungsmethode". Stickstoffgas wird manchmal zum Töten von Tieren verwendet.

Die USA sind eine der wenigen Industrienationen, die noch Menschen hinrichten. Im vergangenen Jahr wurden in dem Land 24 Todesurteile vollstreckt, allesamt mit Giftspritzen. 1999 war in den USA das bislang letzte Mal ein Häftling mit Gas hingerichtet worden. Damals wurde Hydrogencyanid, auch bekannt als Cyanwasserstoff oder Blausäure, eingesetzt.

Die Todesstrafe ist in den USA umstritten. Laut einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Gallup stehen 53 Prozent der US-Bürger hinter der Todesstrafe für verurteilte Mörder. Das ist der niedrigste Wert seit dem Jahr 1972.

L.Mesquita--PC