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Südafrikanischer Ex-Sprintstar Oscar Pistorius auf Bewährung aus Haft entlassen
Der frühere südafrikanische Sprintstar Oscar Pistorius ist knapp elf Jahre nach den tödlichen Schüssen auf seine Freundin Reeva Steenkamp auf Bewährung aus der Haft entlassen worden. Der 37-jährige habe am Freitag seine Haftanstalt in einem Vorort von Pretoria verlassen, erklärten die Behörden. Pistorius sei "jetzt zu Hause", hieß es. "Wir, die zurückbleiben, sind diejenigen, die eine lebenslängliche Strafe verbüßen", erklärte Steenkamps Mutter June.
Aus Gründen der "Sicherheit" hatte die Strafvollzugsbehörde vorab keine Uhrzeit oder andere Details für die Haftentlassung bekanntgegeben. Die Behörden warnten die Presse auch vor, dass es keine Möglichkeit geben werde, mit Pistorius zu sprechen. Der Ex-Athlet darf nach Behördenangaben wie alle anderen auf Bewährung Entlassenen keine Interviews geben.
Auch sonst gelten für Pistorius strenge Bewährungsauflagen: Er darf nur mit Erlaubnis den Vorort Waterkloof in Pretoria verlassen. Außerdem muss er ein Programm zur Resozialisierung absolvieren: Dazu zählen gemeinnützige Arbeit sowie ein Anti-Aggressionstraining. Alkoholkonsum ist für Pistorius ebenfalls tabu. Seine Bewährungszeit dauert bis 2029.
Vor seiner Entlassung erklärte Reeva Steenkamps Mutter June, sie akzeptiere zwar die Entscheidung des Justizsystems für Pistorius vorzeitige Haftentlassung, doch sei der Schmerz "immer noch roh und real". "Es kann keine Gerechtigkeit geben, wenn dein geliebter Mensch niemals zurückkommt, und keine noch so lange Haftstrafe wird Reeva zurückbringen", fuhr sie fort.
Auf die strengen Bewährungsauflagen reagierte June Steenkamp mit den Worten, diese sendeten die "klare Botschaft aus, dass geschlechtsspezifische Gewalt" vom südafrikanischen Justizsystem ernstgenommen werde.
Häftlinge in Südafrika kommen automatisch für eine Haftentlassung auf Bewährung in Frage, wenn sie die Hälfte ihrer Strafe abgesessen haben. Ein erster Antrag von Pistorius war im März aber überraschend gescheitert. Die Strafvollzugsbehörde war damals der Ansicht, dass er die erforderliche Mindesthaftdauer noch nicht erreicht hatte.
Pistorius hatte seine Freundin in der Nacht zum Valentinstag 2013 in seinem stark gesicherten Haus in Pretoria mit mehreren Schüssen durch die Badezimmertür getötet. Er wurde kurz darauf festgenommen und beteuerte, er habe seine Freundin für einen Einbrecher gehalten.
2014 wurde Pistorius zunächst wegen fahrlässiger Tötung zu fünf Jahren Haft verurteilt. Nach Widerspruch der Staatsanwaltschaft wurde er 2017 schließlich vom Obersten Berufungsgericht wegen Mordes zu 13 Jahren und fünf Monaten Gefängnis verurteilt.
Vor dem gewaltsamen Tod seiner Freundin hatte Pistorius Sportgeschichte geschrieben. Bei den Olympischen Spielen 2012 in London maß er sich als erster Behinderter beim 400-Meter-Lauf mit nicht-behinderten Sportlern. Außerdem hat der wegen seiner Unterschenkelprothesen damals als "Blade Runner" bekannte Läufer bei paralympischen Spielen insgesamt sechs Goldmedaillen geholt.
A.Silveira--PC