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Handel rechnet mit schwachem Weihnachtsgeschäft - Verlagerung zum Online-Handel
Der deutsche Handel rechnet mit einem vergleichsweise schwachen Weihnachtsgeschäft. "Die Branche bekommt die wirtschaftlichen Auswirkungen des Ukraine-Krieges und der darauf folgenden Inflation sowie seit neuestem auch die in Folge des Nahost-Konflikts weiter sinkende Kauflaune zu spüren", erklärte der Präsident des Handelsverbands Deutschland (HDE), Alexander von Preen, am Montag. Die Beratungsfirma EY sieht zudem eine weitere Verlagerung hin zum Online-Handel.
Der HDE geht für die Monate November und Dezember von einem nominalen Umsatzplus im Einzelhandel von 1,5 Prozent im Jahresvergleich aus. Preisbereinigt ergebe sich daraus jedoch ein Minus um 5,5 Prozent, erklärte der Verband. Auch der Online-Handel könne "keine großen Impulse liefern": Das erwartete Minus im preisbereinigten Umsatz falle mit vier Prozent nur etwas niedriger aus.
Einer Untersuchung von EY zufolge ist dennoch der stationäre Handel der große Verlierer. Nur noch für 39 Prozent der Verbraucherinnen und Verbraucher sei das "vorweihnachtliche Shoppingerlebnis in den Innenstädten" wichtig, erklärte EY. 2019 lag dieser Anteil noch bei 59 Prozent. 62 Prozent der Befragten suchen hingegen im Internet nach Geschenken, fast jeder zweite Euro wird mittlerweile dort ausgegeben.
Insgesamt wollen die Menschen in Deutschland der Untersuchung zufolge in diesem Jahr bei Weihnachtsgeschenken sparen. 27 Prozent der Erwachsenen wollen weniger Geld ausgeben als im vergangenen Jahr. Im Schnitt liegt das Budget laut EY bei 250 Euro. Das sind zwar nur zwei Euro weniger als im Vorjahr, es ist aber der niedrigste Wert seit 2014. Die hohe Inflation führt außerdem dazu, dass sich die Verbraucher weniger von ihrem Geld kaufen können.
Zugleich steigt das Budget für den Geschenkekauf im Internet: von 111 auf 117 Euro. Mit weniger Umsatz müssen laut EY dagegen insbesondere Kaufhäuser und Einkaufszentren rechnen. Im Durchschnitt wollen die Verbraucher dort nur noch 44 Euro ausgeben, statt 53 Euro im Vorjahr. "Die Pandemie hat viele Menschen von Innenstädten und Weihnachtsmärkten entfremdet und zu Online-Shoppern gemacht", erklärte Michael Renz von EY. "Zudem arbeiten viele immer noch von zu Hause aus und scheuen den Weg in die Shopping-Zentren."
Die sinkenden Geschenkbudgets führt Renz auf die gestiegenen Lebenshaltungskosten, die schwache Konjunkturlage und die Vielzahl politischer Krisen zurück. "Für den Handel wird die Situation immer schwieriger. Denn berücksichtigt man noch die Inflation, müssen wir einen massiven Einbruch bei den Geschenkbudgets in den vergangenen drei Jahren und erhebliche reale Umsatzeinbußen konstatieren."
HDE-Präsident von Preen beklagte vor dem Hintergrund der aktuellen Lage vor allem die hohen Mieten für viele Händler. "Die Zeiten, in denen Handelsunternehmen Höchstmieten zahlen konnten, sind vorbei. Diese Einsicht hat sich noch immer nicht bei allen Vermietern und Gebäudeeigentümern durchgesetzt", erklärte er. Außerdem seien die hohen Strompreise ein Problem. Von Preen kritisierte, dass die Bundesregierung dennoch nur für das produzierende Gewerbe die Stromsteuer senken will.
X.Brito--PC