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Guineas Ex-Militärmachthaber nach Befreiungsaktion zurück im Gefängnis
Guineas Ex-Militärmachthaber nach Befreiungsaktion zurück im Gefängnis / Foto: SEYLLOU DIALLO - AFP/Archiv

Guineas Ex-Militärmachthaber nach Befreiungsaktion zurück im Gefängnis

In Guinea ist der frühere Militärmachthaber Moussa Dadis Camara am Wochenende von einem bewaffneten Kommando vorübergehend aus dem Gefängnis geholt worden. Dies weckte in dem westafrikanischen Land kurzzeitig Befürchtungen vor einem erneuten Putsch. Allerdings wurde Dadis Camara nur wenige Stunden später nach Angaben der Armee und seiner Anwälte wieder ins Gefängnis gebracht.

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Begleitet von heftigen Schießereien war Dadis Camara am Samstag in den frühen Morgenstunden von bewaffneten Männern aus dem Zentralgefängnis herausgeholt worden. "Es war etwa 5.00 Uhr morgens. Schwer bewaffnete Männer sind in das Zentralgefängnis eingedrungen", sagte Justizminister Alphonse Charles Wright. Sie hätten vier Insassen herausgeholt, "vor allem Moussa Dadis Camara".

Die maskierten Bewaffneten hätten erklärt, "gekommen zu sein, um Kapitän Dadis Camara zu befreien", hieß es aus Justizkreisen. Die Eindringlinge hätten sich im Inneren des Gefängnisses so bewegt, als ob sie es genau kennen würden. Sie seien direkt zur Zelle des Ex-Machthabers vorgedrungen und hätten diesen und weitere Gefangene herausgeholt. Dann seien sie mit unbekanntem Ziel verschwunden.

Später sagte ein Armeesprecher, Dadis Camara sei gesund und wohlbehalten gefunden und wieder ins Gefängnis gebracht worden. Ein Anwalt Dadis Camaras, Jocamey Haba, bestätigte, dass sein Mandant wieder hinter Gittern sei.

Die Hintergründe der bewaffneten Aktion blieben zunächst unklar. Während die Bewaffneten nach Angaben aus Justizkreisen als "Befreier" auftraten, äußerte Anwalt Jocamey Haba die Befürchtung, dass der 58-Jährige entführt worden sei. "Er hat Vertrauen in die Justiz seines Landes, deshalb wird er niemals versuchen zu fliehen", sagte er.

Ein weiterer Berater des Ex-Diktators, Pépé Antoine Lamah, sagte, Dadis Camara sei es gelungen, seinen "Entführern" zu entkommen und seine Anwälte anzurufen, die ihn abgeholt und die Behörden informiert hätten.

Unterschiedlichen Quellen zufolge wurden neben Dadis Camara zwei oder drei weitere Männer aus dem Gefängnis befreit. Einer von ihnen, Moussa Tiegboro Camara, wurde seinem Anwalt zufolge ebenfalls "wieder gefasst".

Dadis Camara hatte zwischen 2008 und 2009 die Macht in dem westafrikanischen Land. Unter seiner Herrschaft tötete das Militär im September 2009 bei einer Kundgebung der Opposition laut einer UN-Untersuchung mehr als 150 Menschen. Mindestens 109 Frauen wurden vergewaltigt.

Wegen des damaligen Vorgehens der Armee läuft seit September 2022 ein Prozess gegen Dadis Camara und andere mutmaßliche Verantwortliche. Seitdem sitzt der Ex-Machthaber im Gefängnis. Alle am Samstag aus dem Gefängnis geholten Männer sind laut Justizministerium in dem Prozess angeklagt.

Vor der Nachricht von der Abholung Dadis Camaras aus dem Gefängnis hatten Einwohner Conakrys von heftigen Schusswechseln berichtet. Sicherheitskräfte hätten den Zugang zum Zentrum der Hauptstadt abgeriegelt.

Diese Abschottung erinnerte viele Menschen an den Putsch vom September 2021, mit dem sich der Offizier Mamady Doumbouya an die Macht gehievt und damit elf Jahre ziviler Regierung beendet hatte. Damit gehört das 14-Millionen-Einwohner-Land neben Mali, Burkina Faso, Niger und Gabun zu den westafrikanischen Staaten, in denen seit 2020 geputscht wurde.

Doumbouya hatte auf den Prozess gegen Dadis Camara gedrungen. Er hatte nach seinem Putsch versprochen, Gerechtigkeit zum "Kompass" seines Handelns zu machen. Auf internationalen Druck haben sich die Militärs inzwischen zudem bereit erklärt, bis Ende 2024 die Macht an eine gewählte Regierung zu übergeben. Die Opposition wirft der Junta aber vor, bislang nichts unternommen zu haben, um eine friedliche Machtübergabe vorzubereiten.

Die Militärführung rief ihrerseits zur Ruhe auf und versicherte, dass sie "unbeirrbar" hinter dem jetzigen Juntachef Mamady Doumbouya stehe. Die Angreifer auf das Gefängnis wollten die von Doumbouya "eingeleiteten Reformen sabotieren", erklärte Generalstabschef Ibrahima Sory Bangoura.

A.Seabra--PC