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Justiz ermittelt gegen mutmaßlichen Paris-Täter wegen rassistisch motivierten Mordes
Nach den tödlichen Schüssen auf drei Kurden in Paris hat die französische Justiz am Montag ein offizielles Ermittlungsverfahren gegen den 69-jährigen Tatverdächtigen eingeleitet und Untersuchungshaft angeordnet. Nach Angaben aus Justizkreisen wird wegen Mordes und versuchten Mordes aus Gründen der Rasse, der ethnischen Zugehörigkeit, der Nation oder der Religion sowie wegen unerlaubten Waffenerwerbs und -besitzes ermittelt. Zuvor hatten sich in Paris Hunderte Menschen zu einem Gedenkmarsch für die Todesopfer am Tatort versammelt.
Auf dem Bürgersteig errichteten die Teilnehmenden kleine Gedenkstätten, legten Blumen ab, stellten Fotos der Erschossenen und Kerzen auf. Die Demonstrierenden riefen auf Kurdisch unter anderem "Unsere Märtyrer sterben nicht" und forderten auf Französisch "Wahrheit und Gerechtigkeit", wie eine Journalistin der Nachrichtenagentur AFP berichtete.
Der mutmaßliche Täter, ein 69-jähriger Franzose, hatte am Freitag in der Nähe eines kurdischen Kulturzentrums in Paris drei Menschen erschossen und drei weitere verletzt. Er hatte laut Staatsanwaltschaft ursprünglich die Ermordung von Migranten in einem Pariser Vorort geplant.
Am Morgen der Tat sei der bereits 2021 wegen Gewalt gegen Migranten ins Visier der Justiz geratene 69-Jährige zunächst nach Saint-Denis gefahren, um dort "Ausländer" zu ermorden. Gegen diese empfinde er nach eigenen Angaben einen "pathologischen Hass", teilte die Pariser Staatsanwältin Laure Beccuau am Sonntag mit.
Allerdings habe er seine Pläne aufgegeben, da in Saint-Denis nicht viel los gewesen sei und seine Kleidung ihn am einfachen Nachladen seiner Waffe gehindert habe. Nach der Rückkehr in die Wohnung seiner Eltern in Paris habe er beschlossen, in das kurdisch geprägte Viertel zu fahren, wo er schließlich die drei Menschen tötete.
Er habe nach eigenen Angaben die Absicht gehabt, seine gesamte Munition zu verbrauchen "und sich mit der letzten Patrone selbst umzubringen", erklärte Beccuau. Er wurde jedoch von Zivilisten in einem Friseursalon überwältigt. Den 69-Jährigen beschrieb die Staatsanwältin als "depressiv" und "selbstmordgefährdet". Seit einem Einbruch bei ihm im Jahr 2016 habe der Mann "immer das Verlangen gehabt, Migranten, Ausländer zu ermorden", erklärte sie.
Seine Wut auf Kurden erklärte der Mann demnach damit, dass kurdische Kämpfer bei ihrem Kampf gegen die Dschihadisten-Miliz Islamischer Staat (IS) "Gefangene machten, anstatt sie zu töten".
Kurdische Aktivisten in Frankreich machten für die Gewalttat indes die türkische Regierung verantwortlich. Der kurdische Verband CDK-F hatte bereits kurz nach der Tat den türkischen Staat und dessen Präsidenten beschuldigt, für die Tat verantwortlich zu sein.
Im Jahr 2013 waren im selben Pariser Viertel drei kurdische Aktivistinnen der PKK ermordet worden. Viele Kurden zeigen sich wütend auf die französischen Sicherheitskräfte, da diese nicht genügend getan hätten, um Gewalttaten zu verhindern.
Am Samstag entlud sich die Wut über den jüngsten Vorfall in Ausschreitungen. Am Rande einer friedlichen Gedenkdemonstration von mehreren hundert Menschen kam es zu Zusammenstößen mit den Sicherheitskräften.
Infolge der Proteste bestellte die türkische Regierung am Montag den französischen Botschafter ein. Ankara habe dagegen protestiert, dass die französischen Behörden nicht genug gegen "anti-türkische Propaganda" unternommen hätten, verlautete aus Diplomatenkreisen.
"Wir haben unsere Unzufriedenheit über die Propaganda ausgedrückt, die von PKK-Kreisen gegen unser Land lanciert wurde und darüber, dass die französische Regierung und einige Politiker als Propagandainstrument genutzt werden", hieß es in Ankara weiter.
Die Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) wird von der Türkei sowie den meisten westlichen Staaten, darunter die USA und die EU, als Terrororganisation eingestuft.
Auch in kurdisch kontrollierten Gebieten in Syrien gab es nach der Gewalttat von Paris Proteste. Hunderte syrische Kurden demonstrierten nach einem Aufruf der halb-autonomen kurdischen Behörden am Sonntag in der nördlich gelegenen Stadt Hasakeh.
P.Queiroz--PC