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Wegen Rassismus angeklagter Mann erschießt drei Menschen an Pariser Kurdenzentrum
Ein fremdenfeindlicher Mehrfachmord hat Paris am Tag vor Heiligabend erschüttert. Ein zuvor wegen rassistischer Gewalt angeklagter Franzose erschoss in der Nähe eines Kurdenzentrums drei Menschen und verletzt drei weitere. Einer von ihnen schwebe in Lebensgefahr, teilte die Staatsanwaltschaft am Freitag mit. Der Täter habe "offensichtlich Ausländer angreifen wollen", sagte Innenminister Gérald Darmanin am Tatort.
Nach Angaben einer kurdischen Vereinigung in Frankreich handelt es sich bei den Toten um kurdische Aktivisten, unter ihnen eine junge Frau und ein Musiker. Am frühen Abend kam es in der Nähe zu gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen kurdischen Demonstranten und Sicherheitskräften.
Darmanin erwähnte die zeitliche Nähe der Tat zum zehnten Jahrestag eines Dreifachmordes an kurdischen Aktivistinnen. Er betonte aber, dass das genaue Motiv des Einzeltäters nicht bekannt sei. Es sei auch noch offen, ob der Mann Verbindungen zur ultrarechten Szene habe.
Nach Informationen der Staatsanwaltschaft handelt es sich bei dem mutmaßlichen Täter um einen 69 Jahre alten Franzosen, einen ehemaligen Lokführer. Er soll vor etwa einem Jahr in Paris zwei Migranten mit einem Säbel verletzt und Zelte zerschnitten haben. Er war deswegen in Untersuchungshaft, aus der er erst vor elf Tagen entlassen worden war. Auf der Gefährderliste des Inlandsgeheimdienstes stehe er nicht.
Der Mann wurde am Tatort in Polizeigewahrsam genommen und leicht verletzt in ein Krankenhaus gebracht. "Die möglichen rassistischen Motive des Täters werden Gegenstand der Ermittlungen sein", sagte Staatsanwältin Laure Beccuau.
Premierministerin Elisabeth Borne sprach von einer "schrecklichen Tat" und sprach den Angehörigen der Opfer ihr Mitgefühl aus. Die Berichte über Schüsse auf offener Straße lösten bei vielen Bewohnern der Hauptstadt beklemmende Erinnerungen an die dschihadistischen Anschläge im Jahr 2015 aus.
Ein Vertreter der kurdischen Gemeinde in Frankreich sprach von einem möglichen "Terroranschlag", hinter dem die Türkei zu vermuten sei. Kurdische Organisationen hatten kürzlich erst eine Aufklärung des Dreifachmordes von 2013 gefordert. Am 7. Januar ist eine große Kurden-Demonstration in Paris geplant.
Nach Informationen des in Berlin ansässigen Kurdischen Zentrums für Öffentlichkeitsarbeit fand zum Zeitpunkt der Tat in dem Pariser Kurdenzentrum ein Vorbereitungstreffen für die Demonstration statt.
Die Schüsse wurden in einer kleinen Straße im 10. Arrondissement abgefeuert. "Wir haben einen alten weißen Mann gesehen, der in das Kurdenzentrum ging und dort feuerte", sagte der Chef eines nahe gelegenen Restaurants. Der Mann habe sich danach in einen benachbarten Frisörsalon geflüchtet. "Wir haben uns mit den Angestellten im Restaurant in Sicherheit gebracht", sagte er.
"Ich habe zwei Polizisten in einen Frisörsalon gehen sehen, wo zwei Menschen am Boden lagen, sie waren an den Beinen verletzt", sagte ein Anwohner. "Es gab sieben oder acht Schüsse, es herrscht Panik", sagte eine Augenzeugin.
Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Mordes und schwerer Gewalt. Zuständig ist die Kriminalitätsbrigade der Justizpolizei, nicht die Terrorstaatsanwaltschaft, die sich zunächst auch zum Tatort begeben hatte.
Die Polizei rief dazu auf, die Gegend um die Rue d'Enghien zu meiden. Feuerwehr und Rettungskräfte waren im Einsatz. Die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo kündigte per Twitter an, eine psychologische Beratungsstelle für Betroffene im Rathaus des 10. Arrondissements einzurichten. Sie dankte den Einsatzkräften und sprach den Familien der Opfer ihr Mitgefühl aus.
Das Kurdenzentrum Ahmet Kaya ist nach einem kurdischen Sänger benannt. Der Verein soll der Integration der kurdischen Bevölkerung dienen.
P.Sousa--PC