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Vorwürfe gegen Potsdamer Abraham-Geiger-Kolleg durch Gutachten bestätigt
Vorwürfe gegen Potsdamer Abraham-Geiger-Kolleg durch Gutachten bestätigt / Foto: Ronny Hartmann - AFP/Archiv

Vorwürfe gegen Potsdamer Abraham-Geiger-Kolleg durch Gutachten bestätigt

Die Vorwürfe des Machtmissbrauchs am Potsdamer Abraham-Geiger-Kolleg haben sich laut einem Gutachten bestätigt. Gegen den bisherigen Rektor der Rabbiner-Ausbildungsstätte, Walter Homolka, sei der Anfangsverdacht einer Straftat gegeben, teilte der Zentralrat der Juden am Mittwoch in Berlin mit. Es gehe um "mehrere Delikte, unter anderem Nötigung und Vorteilsannahme". Deshalb werde der Rektor abgelöst.

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"Ein Verbleib von Professor Homolka in seinen bisherigen Ämtern ist mit diesem Ergebnis nicht mehr denkbar", erklärte Zentralratspräsident Josef Schuster. Der Zentralrat hatte die Vorwürfe gegen den Kolleg-Leiter von der Anwaltskanzlei Gercke Wollschläger prüfen lassen. Eine Zusammenfassung der Ergebnisse wurde am Mittwoch vorgestellt. Homolka hatte sein Leitungsamt nach Bekanntwerden der Vorwürfe im Mai vorerst ruhen lassen.

Am Abraham-Geiger-Kolleg habe eine "Kultur der Angst" geherrscht, heißt es laut Zentralrat in dem Anwaltsgutachten. Es sei ein Umfeld geschaffen worden, "das den hohen moralischen und ethischen Standards einer Rabbinerausbildung nicht gerecht wird." Der Rat verwies in diesem Zusammenhang auf das "persönliche Fehlverhalten von Rabbiner Homolka, die von ihm angehäuften Ämter und die Schaffung von Abhängigkeiten".

Die Vorwürfe gegen die Potsdamer Rabbinerausbildungsstätte waren im Mai öffentlich geworden. So soll ein Dozent einem Studenten ein pornografisches Video geschickt haben. Bei dem Dozenten soll es sich um den Ehemann Homolkas gehandelt haben.

In einem Interview mit dem Magazin "Der Spiegel" sagte Schuster am Mittwoch, das Hauptproblem sei, dass Homolka bisher in verschiedenen Einrichtungen des liberalen Judentums "an ganz entscheidender Stelle saß und somit Einfluss auf Karrieren nehmen konnte." Das Ausscheiden von Homolka könne nur ein erster Schritt sein.

Von einem notwendigen "umfassenden Neuanfang" sprachen auch das Bundesinnenministerium sowie das brandenburgische Wissenschaftsministerium in einer gemeinsamen Erklärung mit dem Zentralrat. Man nehme die Untersuchungsergebnisse "mit großem Befremden angesichts der geschilderten Vorgänge und Strukturen zu Kenntnis".

Zwar sollen auch künftig liberale und konservative Rabbiner in Potsdam ausgebildet werden, hieß es in der Erklärung. Doch brauche es einen "klaren Schnitt". Die beiden Ministerien gehören zu den Geldgebern des Abraham-Geiger-Kollegs. Die Finanzierung soll demnach fortgeführt werden, bis der Neuanfang vollzogen ist.

Homolka bestreitet laut Angaben des Zentralrats die ihm gegenüber erhobenen Vorwürfe. Die Veröffentlichung des ausführlichen Gutachtens wurde für kommendes Jahr angekündigt.

L.Mesquita--PC